§ 53. Der Beginn des Dreißigjährigen Krieges und der Siegeslauf des Katholizismus. 233
Gabor durchschlagen und dann in die kaiserlichen Erblande ein-
dringen; Christian selbst wollte in der Mitte den Kampf gegen
Tilly und Wallen st ein aufnehmen. Wallenstein aber wandte sich
mit seinem 30000 Mann starken Heer sofort gegen Mansfeld, schlug glKrsjgebsBci
ihn an der Dessaner Elb brücke und verfolgte ihn, als er trotzdem
auf seinem ursprünglichen Plan beharrte. Da jedoch der Sieben-
bürger eben mit dem Kaiser Frieden geschlossen hatte, entließ Mans-
feld sein Heer und suchte Venedig zu erreichen, um sich nach England
zu begeben. Unterwegs starb er in Bosnien. — Auch das andere
Heer der Verbündeten, das König Christian IV. führte, wurde, |$erK"gVbTi
und zwar von Tilly, bei Lntter am Barenberge (nw. v. Goslar) Sutter 1626-
aus dem Felde geschlagen. Der niedersächsische Kreis und Jütland
wurden dann von dem ligistischen und dem kaiserlichen Heere über-
flutet. Die Herzöge von Mecklenburg wurden wegen Teil-
nähme am Kriege geächtet und gingen ihres Landes verlustig, das
Wallenstein als erbliches Reichslehen erhielt. Zum „Ad- JgJfgJ
miral des Ozeanischen und Baltischen Meeres" ernannt, Meyenburg und
trat er mit den großen norddeutschen Hansestädten in Verbindung,
um mit ihrer Hilfe die „Hansa" wieder zu alter Blüte zu erwecken
und unter Vernichtung des niederländischen und englischen Handels
den Amsterdamer Welthandel nach Hamburg zu ziehen. Aber die
Hansen mißtrauten sowohl Wallenstein wie dem Kaiser und hielten
sich von jeglicher Vereinbarung fern. Als jetzt der „Herzog von
Mecklenburg" Truppen nach der Reichsstadt Stralsund legen
wollte, die ein Glied der Hansa war, verteidigte die Bürgerschaft
sich mit dänischer und schwedischer Hilfe gegen alle Angriffe
des kaiserlichen Heeres. Mit Christian IV. schloß der Kaiser aus
Furcht vor der drohenden Einmischung des Auslandes den Friede ft3riebey2u92it^
zu Lübeck, der dem Dänenkönige alle seine Besitzungen ließ.
Auf Antreiben seines Beichtvaters, des Jesuiten Lamormain
(Lämmermann), des päpstlichen Nuntius und der katholischen Kur-
fürsteu tat darauf Ferdinand II. im Vollgefühl der errungenen
Macht einen entscheidenden Schritt zur Wiederherstellung des Katho-
lizismus in Norddeutschland. Er v eröffentlichte das Tffl? ? st jjhi t ions «aa» ateftttuttpii»'
.edi.Lt^, nach dem alle reichsunmittelbaren Stifter*) und alle Klöster,
die seit dem Passauer Vertrag von den Evangelischen in Besitz ge-
nommen waren, der katholischen Kirche wieder überantwortet werden
sollten. Außerdem wurden die Reformierten wiederum ausdrücklich
vom Religionsfrieden ausgeschlossen. Das Edikt erregte unter den
1) Es waren dies zwei Erzbistümer (Magdeburg und Bremen) und zwölf Bis-
tümer (Halberstadt, Minden, Verden, Kammin, Naumburg, Merseburg, Meißen, Havel-
berg, Brandenburg, Lebus, Ratzeburg und Lübeck). — Die kursächsischen und für»
brandenburgischen Stifter wurden zur Zeit noch ihren Inhabern überlassen.