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Französische Revolution. — § 30. Der erste Koalitionskrieg.
towski) führt russische und preussische Heere ins Land.
(Kosciuzko gefangen, Warschau durch Suworoff erstürmt;
greuelvolle Einnahme der Vorstadt Praga). Ende Polens!
1795 Preussen erhält 1795 in der dritten Teilung, an der sich nun¬
mehr auch Österreich beteiligt, das Land rechts der Weichsel
mit der Hauptstadt Warschau — die neue Provinz Neu-
ostpreussen, dazu einen kleinen an Oberschlesien grenzen¬
den Teil, Neu-Schlesien.
V. Der Krieg in Deutschland. 1796 dringen die
Franzosen, nachdem sie 1795 von den Österreichern mehr¬
mals über den Rhein zurückgeworfen worden, unter Jourdan
bis an die Lahn, unter Moreau bis nach Schwaben. Erz¬
herzog Karl von Österreich schlägt Jourdan bei Wetzlar,
wird dann aber von beiden Heeren weit nach Bayern hinein¬
gedrängt. Neue Siege des Erzherzogs über Jourdan bei
Amberg und später bei Würzburg treiben dessen Heer in
die Flucht, auf der das erbitterte Landvolk grauenvolle Rache
an seinen Peinigern nimmt. Moreau zieht sich in meister¬
haftem Rückmarsch (Vgl. den Rückzug der zehntausend
Griechen unter Xenophon) über den Schwarzwald zurück.
1796 VI. Der Krieg in Italien. 1796 Oberbefehlshaber
des italienischen Heeres Napoleon Bonaparte.
[Napoleon Buonaparte, Sohn des korsischen Advokaten Karl
Buonaparte aus altem toskanischem Adelsgeschlechte, der als Freund
Paolis in den Unabhängigkeitskämpfen der Insel eine hervorragende Rolle
gespielt hatte, am 15. August 1769 zu Ajaccio geboren, ein Jahr nach der
Besitznahme der Insel durch die Franzosen („Ich wurde geboren, als mein
Vaterland starb“). Seine Mutter Letitia Ramolino geringer Abkunft, aber
von grosser Schönheit. Zehnjährig auf die Kriegsschule zu Brienne geschickt,
treibt er mit Vorliebe Mathematik und Geschichte. Nach dreijährigem Auf¬
enthalt auf der Kriegsschule zu Paris wird er achtzehnjährig Artillerielieutenant
In Südfrankreich und in seiner von Parteikämpfen zerrissenen Heimat mili¬
tärisch thätig, wird er schon 1792 zum Artilleriehauptmann befördert. 1793
Erstürmung der Forts von Toulon sein Werk (s. § 29, V., b), 1794 wird er
Brigadegeneral. Nach dem Siege der Thermidorianer seiner Thätigkeit ent¬
hoben, lebt er von kärglicher Besoldung in Paris, wo er 1795 durch Barras
mit der Niederwerfung des Aufstandes gegen den Konvent betraut wird
(s. § 29, VII.), 1796 zum Oberbefehlshaber der italienischen Armee ernannt,
heiratet er Josephine, die Witwe des hingerichteten Generals Beau¬
harnais, eine Kreolin aus Martinique, in deren geistreichen Zirkeln er zu
Paris verkehrt hatte. Von ungemeinem Scharfblick und militärischem Genie,
das ihn zu einem der grössten Feldherrn der Geschichte machte, vereinigte
er mit brennendem Ehrgeiz die Schlauheit des Italieners und die Zähigkeit
und Starrköpfigkeit des Korsen. Die Revolution, in deren Dienst er sich
stellte, ohne sich mit deren Greueln zu beflecken (in Toulon hielt er sich
von den Schreckensmännern fern), lehrte ihn Geringschätzung des Menschen¬
lebens. die in bewegtem Leben gewonnene Menschenkenntnis Menschenver-