Französische Revolution. — § 30. Der erste Koalitionskrieg. 97
achtung. Daher rücksichtslos in der Wahl der Mittel bei Verfolgung des
Zieles. Als Feldherr und Staatsmann Cäsar sehr ähnlich, an Charakter
grundverschieden.]
1) Elender Zustand der französischen Armee in Italien
unter der Direktorialregierung (mangelhafte Lieferungen an
Kleidung und Nahrung, Entwertung der Assignaten u. a.);
daher nach der Besetzung von Savoyen und Nizza (s. o.
§ 28, V.) keine Erfolge mehr. Napoleon haucht dem
darbenden Heer durch Aussicht auf baldige Eroberung
des reichen Italiens Begeisterung ein und zwingt den
König Viktor Amadeus III. von Sardinien zum Abschluss
eines Friedens (Abtretung von Savoyen und Nizza).
Besetzung der wichtigsten Festungen Piemonts durch die
Franzosen. Nach Erstürmung der Ad dabrücke bei Lodi
Einzug in Mailand. Parma, Modena, Neapel
schliessen Frieden (Auslieferung von Kunstschätzen, wertvollen
Handschriften u. a.). Nach dem Siege bei Castiglione
(s.-w. vom Gardasee) über Wurmser Einschliessung von
Mantua. Die von Österreich gesendeten Entsatzheere unter
Alvinzi werden bei Arcole (s.-ö. von Verona) und 1797
bei Rivoli (in der Nähe der Veroneser Klause) geschlagen.
Wurmser muss Mantua übergeben. Papst Pius VI.
schützt durch Friedensschluss den Kirchenstaat vor französi¬
scher Eroberung. Vordringen Napoleons durch die Alpen¬
pässe (Piave, Isonzo) nach Kärnthen (Villach, Klagen-
furt im Drauthal) und (über Judenburg, Leoben,
Bruck im Murthal) an den Semmering. Wien bedroht!
Doch auch Napoleon, von der Direktorialregierung im Stich
gelassen und im Rücken eine Erhebung der Älpler besorgend,
in bedenklicher Lage! Die klägliche Politik des Ministers
Thu gut seine Rettung. Abschluss des Präliminarfriedens
von Leoben.
2) Erhebungen gegen die Franzosen im Venetianischen,
dessen Neutralität nicht geachtet war, geben Napoleon nach
Eintritt der Waffenruhe den Vorwand, der Republik Vene¬
dig ein Ende zu machen. Hinterlistige Politik Napoleons
Zuerst Entwaffnung, dann Fortnähme der Schiffe, Plünderung
der Kunstschätze, Aussaugung der Stadt.
3) 1797 Friede mit Österreich zu Campo Formio
(bei Udine). a) Österreich tritt Belgien und die Lom¬
bardei an Frankreich ab und wird durch venetiani-
sches Gebiet entschädigt (das italienische Gebiet mit der
Stadt Venedig sowie das festländische Gebiet in Istrien
Schultz, Neuere und neueste Geschichte. 7