8 Das Zeitalter der Reformation.
Reichstag Kommuneros), nach seiner Krönung in Aachen (Oktober 1520) im
®5«8' Frühjahr 1521 versammelte. Da Karl den Papst von Frankreich
zu sich herüberziehen wollte, ließ er Luther, der, unter sicherem Geleit
gekommen, zweimal (17. und 18. April) vor dem Reichstag erschien,
aber nur widerrufen zu können erklärte*), wenn er aus der heiligen
Schrift widerlegt wäre, nach der Abreise vieler Fürsten am 25. Mai
durch das (auf den 8. Mai zurückdatierte) Wormser Edikt ächten.
Vor den Wirkungen desselben aber brachte ihn Kurfürst Friedrich
fnJeT der Weise (1486 — 1525) von Sachsen auf der Wartburg in
Unruhen.Sicherheit (Junker Georg; Anfang der Bibelübersetzung), bis Luther
im Frühjahr 1522 nach Wittenberg zurückeilte, um die von den
Zwickauer Schwärmern und Karlstadt (§ 6) drohende
revolutionäre Irreleitung der reformatorischen Bewegung zu hindern.
Zwingen Eine andere Gefahr bereitete bald danach Franz von Sickingen
15if23m (geb. 1481), welcher, nur mächtiger und rücksichtsloser als seine
Standesgenossen (Fehde gegen Worms 1513 —16), von Hutten für
die neue Lehre gewonnen (Ebernburg — Herberge der Gerechtigkeit)
unter selbstsüchtiger Benutzung der durch diese erzeugten allgemeinen
Erregung mit Hilfe namentlich 'der Pfälzer Ritterschaft (Brüderliche
Vereinigung zu Landau 1522) die dem Reichsadel verhaßten Neue-
rungen (Landfrieden, Reichskammergericht, Reichssteuer u. f. w.) be-
fettigen, dann aber, wie es scheint, auf Kosten des geistlichen Fürsten-
tums selbst in den Fürstenstand aufsteigen wollte, jedoch nach dem
Mißlingen des Angriffs auf Erzbischof Richard von Trier (August
1522) von diesem mit Kurfürst Ludwig von der Pfalz und Landgraf
Philipp von Hessen auf dem Landstuhl eingeschlossen (April) 1523
sein Ende fand. Während Hutten über Basel (Feindschaft Erasmus')
nach Zürich (Wohlwollen Zwinglis) floh und auf der Insel Ufrtau
starb, benutzten die Fürsten den Sieg zur völligen Niederwerfung des
Adels, dessen Kraft gebrochen wurde. Eine viel furchtbarere Revo-
lution aber brach herein, als
10 5. Die deutschen Bauern aus der Lehre von der evangelischen
Beiern- Freiheit die Unrechtmäßigkeit des auf ihnen lastenden unchristlichen
iü34 bis Brucks durch Fronden, Zehnten u. s. w. folgerten und 1524 zu den
1525• Waffen griffen. Als die ihnen nun gemachten Verheißungen unerfüllt
blieben, erfolgte im Frühjahr 1525 ein allgemeiner Aufstand,
bei dem sich die Bauern weithin auf das in den zwölf Artikeln
*) „Ich kann nicht anders, hier stehe ich, Gott komme mir zn Hilfe!" (Köstlin.)