Die Anfänge der deutschen Kirchenverbesserung :c.
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niedergelegte Programm kirchlicher, politischer und sozialer Reform
einten und durch einen Verfassungsrat in Heilbronn (Wendel Hipler)
die Neuordnung des Reichs in Angriff nahmen, unterstützt nicht bloß
von den unzufriedenen Bürgerschaften der kleineren Städte, sondern
auch von einzelnen zweideutigen (Götz von Berlichingen!) oder zum
Anschluß gezwungenen Edelleuten. Als sie aber ihre Sache durch
Raub und grauenvolle Blutthaten (Rittermord zu Weinsberg) be-
sudelten, trat Luther, der erst auch die Fürsten zum Einlenken ermahnt
hatte, leidenschaftlich gegen sie auf und billigte sogar die Greuel, durch
welche die Fürsten ihren Sieg entehrten. Die sächsisch - thüringischen
Scharen unter Thomas Münzer erlagen bei Frankenhausen
dem Landgrafen von Hessen und seinen Verbündeten, die fränkischen
und schwäbischen wurden durch den Schwäbischen Bund unter Georg
Trnchseß von Waldburg grausam niedergekämpft, durchweg aber wurde
die Lage der Bauern nur noch übler als zuvor. Für den F o r t g a n g ru^beb;3
der Reformation aber wurde der Bauernkrieg insofern entscheidend, UsÄr
als Luther, erschreckt durch die aus seiner Lehre gezogenen Folgerungen Non.
(obgleich das Kurfürstentum Sachsen sast unberührt geblieben war),
das politische Gebiet hinfort ängstlich mied und selbst von einem
Kampfe für das Evangelium zunächst nichts wissen wollte. Seine
Lehre von der Verpflichtung der Unterthanen zu unbedingtem Ge-
horsam gegen die Obrigkeit stärkte die Macht der Fürsten um so mehr,
als in den reformierten Gebieten die bisher dem Papste, als dem
Oberhaupt der Kirche, zustehenden Rechte zugleich mit den Kirchen-
gütern dem Landesherrn als oberstem Bischof der Landeskirche zufielen.
6. Trotz des Wormser Edikts sich auszubreiten wurde der lutheri- 11
sehen Lehre ermöglicht nur durch Karls V. Beschäftigung in dem ersten
Krieg mit Franz I. von Frankreich 1521—26 über MailandBerÄe-
(s. II. § 206), Genua und Burgund (s. II. § 206), das er, und die Iunßetl-
Hälfte Neapels (s. II, § 205), die Franz beanspruchte. Nach der frangöf.
Eroberung Mailands (Pescara und Georg von Fruudsberg) mißlang lssTets
ein Einsall der Kaiserlichen in Südfrankreich (Marseille), obgleich der
Connetable Herzog Karl von Bourbon zu ihnen übergegangen
war. Vordringend, konnte Franz I. Pavia belagern, wurde aber
durch ein kaiserliches Entsatzheer geschlagen und gefangen und mußte
im Frieden zu Madrid 1526 auf die streitigen Gebiete verzichten.
Auf diesen Machtzuwuchs gestützt, dachte Karl nun auf dem Reichs- ££=
tage zu Speier 1526 die strenge Durchführung des Wormser Speier'
Edikts zu erzwingen, aber der Friedensbruch Franz' I., der sich zu 1526'