Full text: Leitfaden für den Unterricht in der neueren Geschichte (Teil 3)

Die Anfänge der deutschen Kirchenverbesserung :c. 
9 
niedergelegte Programm kirchlicher, politischer und sozialer Reform 
einten und durch einen Verfassungsrat in Heilbronn (Wendel Hipler) 
die Neuordnung des Reichs in Angriff nahmen, unterstützt nicht bloß 
von den unzufriedenen Bürgerschaften der kleineren Städte, sondern 
auch von einzelnen zweideutigen (Götz von Berlichingen!) oder zum 
Anschluß gezwungenen Edelleuten. Als sie aber ihre Sache durch 
Raub und grauenvolle Blutthaten (Rittermord zu Weinsberg) be- 
sudelten, trat Luther, der erst auch die Fürsten zum Einlenken ermahnt 
hatte, leidenschaftlich gegen sie auf und billigte sogar die Greuel, durch 
welche die Fürsten ihren Sieg entehrten. Die sächsisch - thüringischen 
Scharen unter Thomas Münzer erlagen bei Frankenhausen 
dem Landgrafen von Hessen und seinen Verbündeten, die fränkischen 
und schwäbischen wurden durch den Schwäbischen Bund unter Georg 
Trnchseß von Waldburg grausam niedergekämpft, durchweg aber wurde 
die Lage der Bauern nur noch übler als zuvor. Für den F o r t g a n g ru^beb;3 
der Reformation aber wurde der Bauernkrieg insofern entscheidend, UsÄr 
als Luther, erschreckt durch die aus seiner Lehre gezogenen Folgerungen Non. 
(obgleich das Kurfürstentum Sachsen sast unberührt geblieben war), 
das politische Gebiet hinfort ängstlich mied und selbst von einem 
Kampfe für das Evangelium zunächst nichts wissen wollte. Seine 
Lehre von der Verpflichtung der Unterthanen zu unbedingtem Ge- 
horsam gegen die Obrigkeit stärkte die Macht der Fürsten um so mehr, 
als in den reformierten Gebieten die bisher dem Papste, als dem 
Oberhaupt der Kirche, zustehenden Rechte zugleich mit den Kirchen- 
gütern dem Landesherrn als oberstem Bischof der Landeskirche zufielen. 
6. Trotz des Wormser Edikts sich auszubreiten wurde der lutheri- 11 
sehen Lehre ermöglicht nur durch Karls V. Beschäftigung in dem ersten 
Krieg mit Franz I. von Frankreich 1521—26 über MailandBerÄe- 
(s. II. § 206), Genua und Burgund (s. II. § 206), das er, und die Iunßetl- 
Hälfte Neapels (s. II, § 205), die Franz beanspruchte. Nach der frangöf. 
Eroberung Mailands (Pescara und Georg von Fruudsberg) mißlang lssTets 
ein Einsall der Kaiserlichen in Südfrankreich (Marseille), obgleich der 
Connetable Herzog Karl von Bourbon zu ihnen übergegangen 
war. Vordringend, konnte Franz I. Pavia belagern, wurde aber 
durch ein kaiserliches Entsatzheer geschlagen und gefangen und mußte 
im Frieden zu Madrid 1526 auf die streitigen Gebiete verzichten. 
Auf diesen Machtzuwuchs gestützt, dachte Karl nun auf dem Reichs- ££= 
tage zu Speier 1526 die strenge Durchführung des Wormser Speier' 
Edikts zu erzwingen, aber der Friedensbruch Franz' I., der sich zu 1526'
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.