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Das Zeitalter der Reformation.
26 Sein Stifter, Jgnaz (Lopez de Recalde y) Loyola, geboren 1491, war,
durch schwere Verwundung gelähmt, aus der militärischen Laufbahn geworfen
und während eines langen, schmerzvollen Krankenlagers zu schwärmerischer
Frömmigkeit erweckt worden. Nach einer Wallfahrt in das Heilige Land
studierte er unter harter Askese und anfangs mehrfach angefochten in Spanien
und dann in Paris Theologie und verband sich zuerst mit seinem Landsmann
Xavier und dem Savoyarden Faber (Lefövre) zur Gründung eines Ordens zur
Bekehrung der Heiden und Ketzer, der sich dann, als Societas Jesu straff
militärisch organisiert, dem Papste Paul III. bei der Bestätigung 1540 unbe¬
dingt zur Verfügung stellte. Von diesem mit vielfachen Rechten und Freiheiten
ausgestattet, durch seinen Stifter mit bewundernswertem Scharfsinn in seiner
Organisation (zum Gelübde der Keuschheit, der Armut und des Gehorsams
die Verpflichtung, ihr Leben dem beständigen Dienste Christi und der Päpste
zu weihen; unbedingte, militärische Unterwerfung unter den Willen des Obern;
der Ordensgeneral selbst nur vom Papste abhängig) den zu übernehmenden ver-
schiedenen Aufgaben angepaßt, wuchs der Orden in kurzer Zeit gewaltig an
und wurde nicht sowohl der Träger der Heidenmission in fernen Weltteilen
(Xavier in Indien und Japan; Jesuitenmission in Südamerika, besonders
Paraguay eine Art von Kirchenstaat) als vielmehr der vornehmste und
erfolgreichste Vorkämpfer der Gegenreformation, der er weniger
durch seine kirchliche Thätigkeit als durch sein Wirken an den Höfen (Prinzen-
erzieher!), in der Wissenschaft und durch die Organisation des akademischen
und des höhern Schulunterrichts (Zentrum die Collegia nationalia zu Rom,
seit 1662 unter der Congregatio de propaganda fide) wirksam Vorschub
leistete, besonders in Deutschland (der erste deutsche Jesuit Canisius), wo sie
am frühesten in Bayern und Österreich heimisch wurden.
2. Der Höhestand der Gegenreformation im Zeitalter
Philipps II. von Spanien. J556 — 88.
27 1. Bekämpfung und Vernichtung der Reformation
PZipp sah Karls V. Sohn und Nachfolger in Spanien und dessen Neben-
?598^ländern, Philipp II. (geb. 1527), 1556 — 98, als die Aufgabe
seines Lebens an, der er seine ganze, durch den glücklichen Ausgang
des Kriegs mit Frankreich (§ 21, Siege bei S. Quentin und Grave-
lingen) in dem Frieden von Chateau Cambresis 1559 (das durch seine
Ehe mit Maria der Katholischen ihm verbündete England dagegen
verlor Calais [§ 34]) noch gesteigerte Macht weihte, während er in
den unter seiner Herrschaft vereinigten Ländern durch rücksichtslose
Geltendmachung sürstlicher Unumschränktheit alle selbständigen Gewalten
zu unterdrücken und alles Sonderleben zu vernichten strebte und sich
dabei auch der auf kirchlichem Gebiete schrankenlos waltenden In-
quisition als einer politischen Waffe bediente. So vernichtete er in