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Griechische Geschichte.
Ruh IN der delphischen Amphiktyonie ist es, daß sie den ersten Schritt tat,
der Menschlichkeit im Kriege wenigstens in ihrem Kreise Geltung zu ver-
schaffen. Der Buudestag (owedaiov) fanb jährlich zweimal und zwar
zu Delphi und an den Thermopylen statt. Die Feste der Amphiktyonen-
biinde waren mit Märkten verbunden und dienten so dem kaufmännischen
Verkehr. Auch wurden Kunstwerke ausgestellt, schriftstellerische Werke verlesen.
§ 36. Die nntionalipisle. Sie waren der Mittelpunkt des ritter-
lichen Lebens von Hellas und später selbst von anderen Völkern. Sie
fanben zu Olympia unb zu Delphi alle vier, zu Nemea in Argolis
unb auf ber Landenge von Korinth alle zwei Jahre statt. Die olym¬
pischen und nemeischeu Spiele wurden zu (Schreit des Zeus, bie pythischen
in Delphi zu Ehren bes Apollo, bie isthmischen zu Ehreu Poseibons ge-
feiert. Der Preis bestaub in Olympia in einem Ölzweig, bei ben anbeten
Spielen in einem Fichten-, Efeu- ober Lorbeerkranz, unb bie Sieger waren
bie geehrtesten Männer in ihrem Vaterlanbe; Dichter wie Pinbar unb
Simonibes bichteten ihnen zu Ehren ihre Siegeslieber (Epinikien).
Epischen' D>te gefeiertsten ber Spiele waren bie olympischen, währenb beren
Spiele. Dauer iu Griechenlaub bie Waffen ruhten, also Gottesfriebe herrschte.
In Olympia würben nur ghmnische, in ben anberen Orten auch musische
Wettkämpse ausgefochten. Die erste Aufzeichnung ber olympischen Steger
^piadenjah"' (Olympioniken) erfolgte im Jahre 776 v. Chr. unb ist bas erste bekannte
776. Beispiel von amtlicher Verwenbung der Buchstabenschrift. Dies Jahr
bietet auch den Ausgangspunkt der späteren griechischen Zeitrech-
nnttg nach Olympiaden, die neben der älteren, der Benennung des Jahres
nach der höchsten obrigkeitlichen Person, auskam. Eine Olympiade stellt
demnach einen Zeitraum von vier Jahren dar. An der Stätte des alten
Olympia in Elis, da wo sich der Kladens rechts in den Alpheus ergießt,
sind in den Jahren 1875—1881 aus Kosten des Deutschen Reiches unter
der Oberleitung von Ernst Cnrtius Ausgrabungen veranstaltet worden, durch
die außer Resten und Grundrissen von Bauwerken auch die berühmte
Hermesstatue des Praxiteles und die Nike des Päonios gesunden sind.
Festplatz D>er Festplatz in Olympia bestand aus einem profanen Teil und
der Altis (äfotg — akoog), dem Hain und Tempelhof des olympischen
Zeus. Die Altis, in dem sich nur bas befaub, was ben Göttern gehörte,
war eingeschlossen von einer Mauer, bte im Westen an ben Klabeus, im
Sübeu an ben Alpheus, im Osten an bas Stabion unb im Norbert an
ben Kronoshügel sich anlehnte. Durch ein Haupteingangstor im Südosten
kam man rechts nicht weit vom Eingang an den heiligen wilden Ölbaum,
den Herakles, der sagenhafte Gründer der Spiele, gepflanzt haben sollte.
Von diesem Banme schnitt ein Knabe, bessert Eltern beibe noch leben
mußten, mit golbenem Messer bie Siegeszweige ab. In seinem Gehege
ftanb ber Altar ber tanspenbenben Nymphen. Jenseits bes Baumes erhob