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Griechische Geschichte.
unterweisen. Man nannte sie Sophisten. Einer der ersten war Prota-
goras aus Abdera (um 450), welcher die Möglichkeit unbedingter Wahrheit
verneinte; vielmehr seien die Dinge nur so, wie sie dem Wahrnehmenden er-
schienen. Das Maß der Dinge liege also im Menschen. Es kam
danach für die Wirksamkeit des einzelnen nur darauf an, wie weit er im stände
war, sein persönliches Meinen geltend zu machen. Während die reichen
Familien die fremden Lehrer vielfach gastfrei aufnahmen, trat in dem größeren
Teile der Bevölkerung eine starke Abneigung gegen sie hervor. Man sah, daß
diese Fremden die ganze Überlieferung prüften, zersetzten und verneinten, und
fürchtete, daß sie nach und nach alles zergrübelten und vernichteten. Man
sah Religion, Staat und Sitte, selbst die nationalen Grundlagen des öffent¬
lichen Lebens gefährdet; denn es tauchte bereits die Lehre auf, daß die Menschen
alle zu gleicher Freiheit berufen wären. Am geringsten war aber die Zahl
derer, welche die Bedeutung dieser geistigen Bewegung zu würdigen, das
Brauchbare daraus sich anzueignen und doch dabei die Unabhängigkeit ihres
Geistes zu wahren wußten; zu ihnen gehörte Perikles.
X. Der Entscheidungskampf zwischen Athen und Sparta
um die Vorherrschaft über Griechentand.
72 Diese Größe und Macht Athens wurde in ihrer Blüte geknickt durch
Grund, den fast dreißigjährigen Krieg, in welchem die Frage entschieden wurde,
ob Sparta oder Athen die führende Macht in Hellas sein sollte.
Perikles wußte, daß diese Frage gelöst werden mußte; er wußte auch,
daß sie nur durch Blut und Eisen gelöst werden konnte. Das Ergebnis
für Athen günstig zu gestalten, darauf war seine Politik von Anfang
an bedacht. (Vgl. Österreich und Preußen im Jahre 1863—1866.)
73 Die äußere Veranlassung ist ziemlich gleichgültig; sie wurde ge-
Veran- geßen buTth jtoci Verwickelungen, wie sie oft genug in Griechenland
lassimg. e^traten^ unk die erst bedeutender wurden, als die beiden Großstaaten
zu ihnen Stellung nahmen. JnEpidamnos, einer Kolonie Korkyras,
hatte die Volkspartei die Aristokraten vertrieben, die sich nun ihrerseits
mit den umwohnenden Barbaren verbanden und die Stadt hart be-
drängten. Die K o r k y r ä e r verweigerten letzterer die verlangte Hilfe,
und sie wandte sich an Korinth, die Mutterstadt Korkyras, und
somit gewissermaßen auch der Stadt Epidamnos. Die Korinthier,
schon längst voll Neides über die gewaltige Seemacht Korkyras —
die Insel besaß 120 Kriegsschiffe — und ihren Einfluß ^auf den
Handel mit dem Westen, versprachen und leisteten Hilfe. Vergebens