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2. Zu heilig sind sie für das Lied,
Und mächt'ge Redner doch vor allen;
Sie nennen dir, was nimmer schied
Und nie und nimmer kann zerfallen.
O, wenn dich Zweifel drückt herab
Und möchtest atmen Ätherluft
Und möchtest schauen Seraphsflügel:
Dann tritt an deines Vaters Grab!
Dann tritt an deines Bruders Gruft!
Dann tritt an deines Kindes Hügel!
105. Der gestorbenen Mutter.
cHermann Lingg.)
1. Ein Maitag war's, doch trüb und tot,
Schwer auf den Ländern lag die Not,
Auf allen Völkern lag ein Kummer:
Da schlossest, teure Mutter, du
Die sorgenmüden Augen zu
Zum langen, sorgenlosen Schlummer.
2. Um dein so ernstes Angesicht
Wie Glorie schien das bleiche Licht
Der schwarzumflorten Trauerkerzen.
Wie schön du warst, wie trüb der Tag!
Des Frühlings erste Blume lag
Auf deinem still gewordnen Herzen.
3. Du kaltes, stilles Herz, das mich
So warm geliebt, so mütterlich,
Vor Weh oft fast für mich gebrochen,
O, muß ich's glauben, bist du fort?
Kein Blick, kein Gruß ? Dein letztes Wort
War für die Ewigkeit gesprochen.
4. Sonst sahst du jeden Schmerz
und Wahn
Von ferne meiner Seele nahn
Mit deinen Augen, deinen frommen.
Wie machte stets mein Glück dich reich!
Wie wurde stets bei dir ich weich!
Und all das soll nicht wiederkommen?
5. Um dich, es sei mein letzter Schmerz!
Fortan wird für mein lautlos Herz
Die Erde nichts mehr sein als Erde.
Schlaf wohl, o Mutter! Mein Trost ist,
Daß, wie's auch kommt, nach kurzer Friste
Wo du jetzt bist, auch ich sein werde.
106. Die Schiffersfrau.
(Hermann Lingg.)
1. Wir sahen dem Schiff am Ufer nach,
Bis Wind die Segel fingen,
Bis über die See das Dunkel brach
Und die Augen übergingen;
Dann kehrten wir heim allein und zerstreut,
Wir Frauen und Töchter der Schifferleut'.
2. Seitdem ist's nun im zweiten Jahr,
Daß dich die Wogen treiben;
Du irrst durch ferne Todesgefahr,
Und ich muß Witwe bleiben,
Ich schaukle zu Haus in der Wiege dein Kind,
Und dich, dich schaukelt der wilde Wind.