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71.
Aus der
Unterredung G. Adolfs mit dem tirandenöurgischen
Bevollmächtigten^ zu Stettin.
Juli 1630.
(Helbig, Gustav Adolf u. die Kurf. v. Sachsen u. Brandenburg. S. 12ff.)
. . . König. Ich habe die von Euch vorgebrachten rationes, wo¬
durch meines Herrn Schwagers Ld. mich von diesem Kriege abmahnen
wollen, vernommen, hätte mich aber wohl einer andern Legation von
Sr. Ld. versehen, nämlich, nachdem mir Gott so weit geholfen hat, da
ich keiner andern Ursache in dies Land gekommen bin, als die armen
und bedrängten Stände und deren Unterthanen von der schrecklichen
Tyrannei und Bedrückung der Diebe und Räuber, so sie zeither geplagt
haben, zu retten und also Sr. Ld. bevorauß von dergleichen Drangsal zn
helfen .... Oder weiß denn Sr. Ld. noch nicht, daß des Kaisers und
der Seinigen intent dieses sei, nicht eher aufzuhören, bis die evangelische
Religion im Reiche ganz ausgerottet werde, und daß S. Ld. sich nichts
anderes zu versehen habe, als daß Sie werde gezwungen werden, ent-
weder ihre Religion zu verleugnen, oder ihre Lande zu verlassen? Meinet
Sie, daß Sie mit Bitten und Flehen und dergleichen Mitein ein Anderes
erlangen werde? Um Gottes Willen bedenke Sie sich doch ein wenig und
faffe einmal mascula consilia .... Ich kann nicht wiederum zurück,
jacta est alea, transiyimus Rubiconem. Ich suche in diesem Werke
nicht das Meine, ganz keinen Gewinn, als securitatem mei regni;
fünften habe ich nichts davon als Unkosten, Mühe, Arbeit und Gefahr
Leibes und Lebens. Man hat mir Ursache genug dazu gegeben, indem
man erst in Preußen Hülse meinen Feinden zu zweien Malen geschickt
und mich herauszuschlagen gesucht; hernach der Ostporten sich bemächtigen
wollen, woraus ich wohl verstehn können, was man mit mir im Sinne
hatte.2 Eben dergleichen Ursachen hat S. Lbd. D. Kurfürst auch, und es
wäre nunmehr Zeit, die Augen aufzumachen und etwas von guten Tagen
sich abzubrechen, damit Sr. Lbd. nicht länger ein Statthalter des Kaisers,
ja dessen Dieners in ihrem eigenen Lande sein möge: qui se fait brebis,
le loup le mange. Jetzt ist eben die beste Gelegenheit, da Ihr Land
von der Kaiferl. Soldateska ledig, daß Sie ihre Festungen selbst wohl
besetze und vertheidige. Will Sie das nicht thun, so gebe Sie mir eine,
etwa Cüstrin nur, so will ich sie defendiren, und bleibet dann in eurer
1 Herrn v. Wilmerstorff. ti2 vgl. Droysen, Gustaf Adolf, Bd. I, 319: „Das
habsburgische Ostfeeprojekt." Österreich suchte mit Spanien im Bunde die Herr-
fchaft auf der Oftfee an sich zu bringen. — In dem Vertrage zw. Ludwig XIII.
und G. Adolf zu Bärwalde d. 6. Jan. 1631 heißt es u. a.: Sit foedus inter
praefatos Serenissimos Sueciae et Galliae Reges pro . . . securitate etiam
maris Balthici et Oceani, libertate commerciorum (vgl. Patriot. Archiv für
Deutfchl. 1787, 6. Bd. S. 165).