Full text: Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit

— 127 — 
71. 
Aus der 
Unterredung G. Adolfs mit dem tirandenöurgischen 
Bevollmächtigten^ zu Stettin. 
Juli 1630. 
(Helbig, Gustav Adolf u. die Kurf. v. Sachsen u. Brandenburg. S. 12ff.) 
. . . König. Ich habe die von Euch vorgebrachten rationes, wo¬ 
durch meines Herrn Schwagers Ld. mich von diesem Kriege abmahnen 
wollen, vernommen, hätte mich aber wohl einer andern Legation von 
Sr. Ld. versehen, nämlich, nachdem mir Gott so weit geholfen hat, da 
ich keiner andern Ursache in dies Land gekommen bin, als die armen 
und bedrängten Stände und deren Unterthanen von der schrecklichen 
Tyrannei und Bedrückung der Diebe und Räuber, so sie zeither geplagt 
haben, zu retten und also Sr. Ld. bevorauß von dergleichen Drangsal zn 
helfen .... Oder weiß denn Sr. Ld. noch nicht, daß des Kaisers und 
der Seinigen intent dieses sei, nicht eher aufzuhören, bis die evangelische 
Religion im Reiche ganz ausgerottet werde, und daß S. Ld. sich nichts 
anderes zu versehen habe, als daß Sie werde gezwungen werden, ent- 
weder ihre Religion zu verleugnen, oder ihre Lande zu verlassen? Meinet 
Sie, daß Sie mit Bitten und Flehen und dergleichen Mitein ein Anderes 
erlangen werde? Um Gottes Willen bedenke Sie sich doch ein wenig und 
faffe einmal mascula consilia .... Ich kann nicht wiederum zurück, 
jacta est alea, transiyimus Rubiconem. Ich suche in diesem Werke 
nicht das Meine, ganz keinen Gewinn, als securitatem mei regni; 
fünften habe ich nichts davon als Unkosten, Mühe, Arbeit und Gefahr 
Leibes und Lebens. Man hat mir Ursache genug dazu gegeben, indem 
man erst in Preußen Hülse meinen Feinden zu zweien Malen geschickt 
und mich herauszuschlagen gesucht; hernach der Ostporten sich bemächtigen 
wollen, woraus ich wohl verstehn können, was man mit mir im Sinne 
hatte.2 Eben dergleichen Ursachen hat S. Lbd. D. Kurfürst auch, und es 
wäre nunmehr Zeit, die Augen aufzumachen und etwas von guten Tagen 
sich abzubrechen, damit Sr. Lbd. nicht länger ein Statthalter des Kaisers, 
ja dessen Dieners in ihrem eigenen Lande sein möge: qui se fait brebis, 
le loup le mange. Jetzt ist eben die beste Gelegenheit, da Ihr Land 
von der Kaiferl. Soldateska ledig, daß Sie ihre Festungen selbst wohl 
besetze und vertheidige. Will Sie das nicht thun, so gebe Sie mir eine, 
etwa Cüstrin nur, so will ich sie defendiren, und bleibet dann in eurer 
1 Herrn v. Wilmerstorff. ti2 vgl. Droysen, Gustaf Adolf, Bd. I, 319: „Das 
habsburgische Ostfeeprojekt." Österreich suchte mit Spanien im Bunde die Herr- 
fchaft auf der Oftfee an sich zu bringen. — In dem Vertrage zw. Ludwig XIII. 
und G. Adolf zu Bärwalde d. 6. Jan. 1631 heißt es u. a.: Sit foedus inter 
praefatos Serenissimos Sueciae et Galliae Reges pro . . . securitate etiam 
maris Balthici et Oceani, libertate commerciorum (vgl. Patriot. Archiv für 
Deutfchl. 1787, 6. Bd. S. 165).
	        
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