XXV. Königin Elisabeth von England. 135
Schicksal Marias besiegelt; ein neuer Mordanschlag gegen Elisa¬
beth gab den letzten Anstoß, und kurz darauf siel das Haupt der
unglücklichen, ränkevollen Nebenbuhlerin Elisabeths (1587).
D. BUfabetb und pbtltpp II.
Jahrzehntelang dauerte der Zweikampf zwischen den beiden
Fürsten, die sich als Vorkämpfer der alten und der neuen Zeit
gegenüber standen. Von Philipp durch die Ansprüche Maria
Stuarts bedroht, hinderte Elisabeth ihrerseits nach Kräften die
Festsetzung Spaniens in den Niederlanden. Schon den Meer¬
geusen hatte sie gastliche Aufnahme gewährt, auch Wilhelm von
Oranien tatkräftig unterstützt, und nach dessen Tode nahm sie den
jungen Freistaat unter ihren Schutz. Philipp II. wiederum bewog
den Papst, gegen die ketzerische Königin den Bann zu schleudern
und hoffte auf Erfolg der unermüdlich in England angezettelten
Verschwörungen.
Lange Zeit schien ihm ein Angriff mit Waffenmacht gegen
die vom Festlande aus unerreichbare Feindin ein Ding der Un¬
möglichkeit; endlich entschloß er sich doch dazu und nahm sich vor,
das Unternehmen in so großem Umfange auszuführen, daß jeder
Widerstand aussichtslos wäre; sobald England bezwungen war,
hätten auch die Niederländer sich unterwerfen müssen. Die Kunde
von seinen riesenhaften Rüstungen beschleunigte den Untergang
Maria Stuarts (s. o. C.).
Im Frühling 1588 lief aus dem Hafen von Lissabon die
unüberwindliche Armada, eine Flotte von 130 Kriegs¬
schiffen, während gleichzeitig in den Niederlanden 30 000 aus¬
erlesene Krieger bereit gehalten wurden, die nach England über¬
gesetzt werden sollten. Aber mit vielen kleineren Schiffen um¬
schwärmten die seetüchtigen Engländer und Niederländer die
großen spanischen Kriegssahrzeuge, brachten ihnen mehrere
Niederlagen bei und drängten sie von der englischen Küste ab.
Furchtbare Stürme zerstreuten dann die Flotte auf der Rück¬
fahrt, und nur eine kleine Zahl der stolzen Schiffe sah die Heimat
wieder. Philipps Pläne waren gescheitert; die fast wunderbare
Rettung des kleinen Jnselreiches vor der riesigen Macht des
spanischen Weltreichs erregte allerorts das größte Aufsehn.
Fortan führten nur die Engländer den Krieg angriffsweise.
Selbst die spanischen Hafenstädte waren vor ihren Angriffen
nicht sicher; vor allem aber wurden die amerikanischen Kolonien
Spaniens unaufhörlich gebrandfchatzt (Franz Drake).