Die Erhebung der Reichsritter und der Bauernkrieg.
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Stand und konnten sich nicht, wie Adel und Städte, gegen zu große
Belastung wehren. Auch darunter, daß damals die Preise der Waren
merklich stiegen, litt vor allem der Bauernstand; und so entstand allmählich
eine starke Mißstimmung und Unzufriedenheit.
Schon im fünfzehnten und zu Beginn des sechzehnten Jahr¬
hunderts hatten mehrfach Aufstände der Bauern stattgefunden; den
„armen Konrad" nannten sie sich, der bäuerliche „Bundschuh" war
vielfach ihr Abzeichen. Im Jahre 1524 brach zuerst im südlichen Schwarz- £tr9J$g
walde eine neue Erhebung aus, die sich schnell über den größten Teil Süd- ° ' 8
deutschlauds mit Einschluß des Elsasses, dazu über Thüringen erstreckte.
Die Bauern faßten ihre Forderungen in den „zwölf Artikeln" zusammen;
sie beriefen sich vielfach auf die „Freiheit des Evangeliums" und darauf, daß
nach Gottes Wort alle gleich wären. Sie rotteten sich zu Heerhaufeu zu¬
sammen, die teils von Bauern, Gastwirten, Dorfpfarrern, teils auch von
Rittern, wie Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand und Florian
Geyer befehligt wurden; sie zerstörten und verbrannten Schlösser, Burgen
und Klöster und begingen an manchen Orten furchtbare Grausamkeiten; in
Weinsberg wurde die ganze ritterliche Besatzung durch die Spieße ge¬
trieben. In Thüringen stand einer der „Schwarmgeister" an der Spitze
des Aufstandes, Thomas Münzer, der durch Prophezeiungen und
schwärmerische, blutgierige Predigten die Menge an sich fesselte.
Luther hatte anfangs beiden Parteien, den Herren und' den Bauern, mrder-
ihr Unrecht vorgehalten. Dann aber empörten ihn die Roheiten und Gewalt- w»au"nuet
taten der Bauern so, daß er in einer Flugschrift die Fürsten aufforderte, auf 1525.
das strengste und härteste gegen sie einzuschreiten; diese Schrift hat seiner
Volkstümlichkeit sehr geschadet. Indessen hatten die Fürsten, nachdem an¬
fangs manche der kleineren Herren sich aus Angst den Aufrührern gefügt
hatten, bereits gehandelt. Der schwäbische Bund, ein Bund von
Fürsten und Städten Süddeutschlands, hatte ein Heer aufgestellt, das
der Truchseß von Waldburg als Feldherr befehligte; und dieser siegle
in mehreren Schlachten über die Haufen der süddeutschen Bauern. Gleich¬
zeitig wurde Thomas Münzer mit seinem Haufen bei Frankenhausen
unweit des Kyffhäusers besiegt. Er hatte noch knrz vor der Schlacht
einen am Himmel stehenden Regenbogen für ein Zeichen der göttlichen
Hilfe erklärt. Nach dem Kampfe versteckte er sich auf dem Boden eines
Hauses in Frankenhausen, wurde aber gefunden und hingerichtet.
Grausam war allenthalben die Rache der Sieger. Den Bauern
ging es fortan noch schlechter als vordem; ihr Recht wurde noch mehr
mißachtet, der Druck wurde noch ärger.