Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

§ 9.10. 
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des politischen Lebens große Gewandtheit und Sicherheit. Ein glückliches 
Talent bewährte er in der Wahl seiner Minister. Le Tellier, der die 
inneren Angelegenheiten bearbeitete, (Solbert, der an der Spitze der 
Finanzen und des Handels stand, Lionne, der Minister des Auswärtigen, 
und der Kriegsminister Lonvois, Le Telliers Sohn, waren unermüdlich 
in seinem Dienste. 
Des rührigen Colbert Finanzverwaltung, sein „Merkantilstem", 
verschaffte dem Könige die Mittel, die er zur Durchführung der Ordnung 
im Inneren, für seine Kriege, seine Bauten und seine Hofhaltung benötigte. 
Die Fürsorge für Handel und Industrie (z. B. Lyoner Seidenweberei, 
Porzellanfabrik von Sevres), die Verbesserung der Verkehrsmittel sBau 
des Canal du Midi) und die Erwerbung überseeischer Kolonien(Luisiana) 
erschloß dem Lande neue und ergiebige Quellen des Reichtums. Aber 
der mit den steigenden Geldansprüchen zunehmende Steuerdruck erweckte 
schließlich in der Bevölkerung starke Erbitterung. 
Louvois brachte das Heerwesen auf eine damals nirgends erreichte Heerwesen 
Hohe. Er traf Anordnungen über Werbung, Zusammensetzung der Ver- 
bände, Uniformierung, Bewaffnung und Ausbildung der Truppen, fchnf ein 
dem Könige unbedingt ergebenes Offizierkorps und brachte das stehende Heer 
auf eine Stärke von mehreren hunderttausend Mann. Er entwarf auch die 
meisten Feldzugspläne persönlich, leitete ihre Ausführung durch regelmäßigen 
Briefwechsel mit den Marschällen und traf für Verpflegung und Ergänzung 
der Truppen geeignete Fürsorge. Unter der Führung großer Generale, 
wie Conde, Tnrenne und Luxemburg, kam die französische Armee in 
den Ruf der Unüberwindlichkeit. Auch im Festungsbau besaß Frankreich 
in dieser Zeit in Vanban einen Meister ersten Ranges. Die französische 
Marine ist Colberts Schöpfung. 
Unterstützt von diesen Männern, brachte Ludwig die absolute Monarchie 
zur Vollendung und gab seinem Staate die Vorherrschaft in Europa. 
§ 10. Der Krieg gegen Spanien (Devolutionskrieg)' (1667—1668). $eD°^on5 
Ludwig behauptete, auf die spanische Monarchie einen Anspruch zu (1667-1668). 
haben, da er den bei Abschluß ihrer Ehe ausgesprochenen Verzicht seiner 
Gemahlin auf ihr Erbrecht für nichtig erklärt hatte; deshalb trachtete er 
danach, dieses Land ganz oder teilweise zu erwerben. In der Überzeugung 
daß Paris der Nordostgrenze Frankreichs zu nahe liege und von dort ans 
1 1. Jsabella v. Frankreich Philipp IV. 2. Maria Anna v. Österreich 
Maria Theresia Margarete Theresia Karl II. 
Gem. Ludwig XIV. Gem. Leopold I 
Nach dem damals in Brabant gültigen Devolutionsrecht gehörte das Erbe eines 
Mannes den Kindern aus erster Ehe ausschließlich und „devolvierte" auf diese im 
Augenblick einer zweiten Vermählung des Vaters, der nur noch den Nießbrauch des 
Vermögens bis zu seinem Tode behielt. Die Ansprüche, die Ludwig XIV. mit Bezug¬ 
nahme auf dieses Recht im Namen seiner Gattin auf die spanischen Niederlande erhob, 
waren unbegründet. 
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