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Teilnahme bereit. Durch diese umsichtige diplomatische Vorbereitung des
Krieges sahen sich die Niederlande vollständig isoliert; ihr einziger Bundes-
genösse war der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg.
Im Jahre 1672 führte der König sein Heer durch Lothringen, das Wm
bereits für ihn in Besitz genommen worden war, an den Niederrhein, tev».
überschritt ihn und rückte geradeswegs auf Amsterdam, während der Bischof
von Münster in Friesland einfiel und Tnrenne den heranrückenden Kur-
fürsten von Brandenburg abzuwehren suchte.
Ludwigs Angriff traf Holland völlig unvorbereitet. Die oranische
Partei schob die Schuld an dem Unglücke den Gebrüdern de Witt zu
und verlangte daher die Aufhebung des Ewigen Ediktes. Nachdem bei
einem Pöbelaufstande im Haag die Brüder ihren Tod gefunden hatten,
trat Wilhelm III. zweinndzwanzigjährig als Statthalter und General-
kapitän an die Spitze des Staates und rettete Holland durch seine tat5
kräftige Kriegführung. Die Deiche wurden durchstochen und die Schleusen
geöffnet, um durch künstliche Überschwemmungen die Verteidigung des
Landes zu unterstützen, wo das Landheer allein nicht ausreichte. Die
Festungen hielten sich, die französische Flotte wurde zurückgeschlagen, und
Luxemburgs kühner Marsch auf Amsterdam über das Eis der Stauuugs-
Wasser mußte wegen plötzlich eintretenden Tauwetters aufgegeben werden.
Inzwischen hatte der Kurfürst von Brandenburg vor Turenne bis Frieds
zur Weser zurückweichen müssen und schloß nun den Frieden zu Vossem
(bei Brüssel, 1673) unter Wahrung seiner Pflichten gegen das Reich im
Falle eines Krieges. Als jedoch im nächsten Jahre Kaiser und Reich
sowie Spanien an Frankreich den Krieg erklärten, beteiligte er sich von
neuem daran mit 20000 Mann. Die französischen Heere räumten darauf
nach furchtbarer Plünderung die Niederlande; der Krieg zog sich nach
den Spanischen Niederlanden, der Freigraffchaft und auf deutsches Reichs-
gebiet am Mittel- und Oberrhein. * In diesem Augenblicke rief der von
Frankreich veraulaßte Einfall der Schweden (unter Wrang el) in die
Mark den Kurfürsten von dem westlichen Kriegsschauplätze (Schweinfurt)
ab, während Karl II. vom eignen Parlamente zum Frieden genötigt wurde,
nachdem seine Flotte unglücklich gefochten hatte.
Durch einen kurzen Feldzug im Juni 1675, der in dem Überfalle
von Rathenow und der Schlacht von Fehrbellin (18./28. Juni) feinen Fehrb-nw
Höhepunkt hatte, befreite der Kurfürst Brandenburg. In den nächsten
Jahren eroberte er Pommern mit Stettin, Rügen und Stralsund.
Der Winterfeldzug in Preußen endete mit der Vernichtung der schwedischen
Jnvasionsarmee (unter Horn) vor den Toren von Riga (1679).
Unterdessen aber hatte Ludwig XIV. mit den meisten feiner Gegner Nymwegen
in Nymwegen Frieden geschloffen (1678/79), in welchem die Republik der
Niederlande alle verlorenen Besitzungen zurückerhielt, Spanien die Frei-
i Damals (1675) fiel Turenne bei Saßbach am Schwarzwalde; im folgenden
Jahre starb de Ruyter in Syrakus an einer schweren Wunde, die er kurz vorher im
Kampfe mit einer französischen Flotte bei Catania empfangen hatte.