Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

§11. 
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Teilnahme bereit. Durch diese umsichtige diplomatische Vorbereitung des 
Krieges sahen sich die Niederlande vollständig isoliert; ihr einziger Bundes- 
genösse war der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg. 
Im Jahre 1672 führte der König sein Heer durch Lothringen, das Wm 
bereits für ihn in Besitz genommen worden war, an den Niederrhein, tev». 
überschritt ihn und rückte geradeswegs auf Amsterdam, während der Bischof 
von Münster in Friesland einfiel und Tnrenne den heranrückenden Kur- 
fürsten von Brandenburg abzuwehren suchte. 
Ludwigs Angriff traf Holland völlig unvorbereitet. Die oranische 
Partei schob die Schuld an dem Unglücke den Gebrüdern de Witt zu 
und verlangte daher die Aufhebung des Ewigen Ediktes. Nachdem bei 
einem Pöbelaufstande im Haag die Brüder ihren Tod gefunden hatten, 
trat Wilhelm III. zweinndzwanzigjährig als Statthalter und General- 
kapitän an die Spitze des Staates und rettete Holland durch seine tat5 
kräftige Kriegführung. Die Deiche wurden durchstochen und die Schleusen 
geöffnet, um durch künstliche Überschwemmungen die Verteidigung des 
Landes zu unterstützen, wo das Landheer allein nicht ausreichte. Die 
Festungen hielten sich, die französische Flotte wurde zurückgeschlagen, und 
Luxemburgs kühner Marsch auf Amsterdam über das Eis der Stauuugs- 
Wasser mußte wegen plötzlich eintretenden Tauwetters aufgegeben werden. 
Inzwischen hatte der Kurfürst von Brandenburg vor Turenne bis Frieds 
zur Weser zurückweichen müssen und schloß nun den Frieden zu Vossem 
(bei Brüssel, 1673) unter Wahrung seiner Pflichten gegen das Reich im 
Falle eines Krieges. Als jedoch im nächsten Jahre Kaiser und Reich 
sowie Spanien an Frankreich den Krieg erklärten, beteiligte er sich von 
neuem daran mit 20000 Mann. Die französischen Heere räumten darauf 
nach furchtbarer Plünderung die Niederlande; der Krieg zog sich nach 
den Spanischen Niederlanden, der Freigraffchaft und auf deutsches Reichs- 
gebiet am Mittel- und Oberrhein. * In diesem Augenblicke rief der von 
Frankreich veraulaßte Einfall der Schweden (unter Wrang el) in die 
Mark den Kurfürsten von dem westlichen Kriegsschauplätze (Schweinfurt) 
ab, während Karl II. vom eignen Parlamente zum Frieden genötigt wurde, 
nachdem seine Flotte unglücklich gefochten hatte. 
Durch einen kurzen Feldzug im Juni 1675, der in dem Überfalle 
von Rathenow und der Schlacht von Fehrbellin (18./28. Juni) feinen Fehrb-nw 
Höhepunkt hatte, befreite der Kurfürst Brandenburg. In den nächsten 
Jahren eroberte er Pommern mit Stettin, Rügen und Stralsund. 
Der Winterfeldzug in Preußen endete mit der Vernichtung der schwedischen 
Jnvasionsarmee (unter Horn) vor den Toren von Riga (1679). 
Unterdessen aber hatte Ludwig XIV. mit den meisten feiner Gegner Nymwegen 
in Nymwegen Frieden geschloffen (1678/79), in welchem die Republik der 
Niederlande alle verlorenen Besitzungen zurückerhielt, Spanien die Frei- 
i Damals (1675) fiel Turenne bei Saßbach am Schwarzwalde; im folgenden 
Jahre starb de Ruyter in Syrakus an einer schweren Wunde, die er kurz vorher im 
Kampfe mit einer französischen Flotte bei Catania empfangen hatte.
	        
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