Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

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Rußland beim Ausbruch der Französischen Revolution. 
§51. 
vorherrscht. Zur Förderung der Landeskultur zog die Kaiserin fremde 
Ansiedler ins Land; Petersburg und das Gouvernement Saratow erhielten 
damals eine deutsche Bevölkerung. 
Türken- Wie Katharina im Innern nach dem Vorbilde Peters des Großen 
wege. einführte, setzte sie auch seine Politik nach außen fort. In zwei 
Kriegen gegen die Türken erwarb sie das Land zwischen Dnjepr, Dnjestr 
und Bug sowie die Schutzherrschaft über die Moldau und Walachei. 
Den russischen Schiffen wurde fortan freie Fahrt auf dem Marmarameere 
und durch die Straße der Dardanellen gestattet. Katharinas Günstling 
Potemkin eroberte die Krim und gründete daselbst Sewastopol. Die 
wirtschaftliche Bedeutung dieser Eroberungen zeigte sich in dem raschen 
Aufblühen der von Katharina gegründeten Hafenstadt Odessa. 
L.Teilung Doch ctucf) nach Westen versuchte sie ihr Reich zu erweitern und, 
*793® nicht zufrieden mit dem Ergebnisse der ersten Teilung Polens, den Rest 
dieses Landes zu erwerben oder wenigstens unter ihren Einfluß zu bringen. 
Preußen, dessen Lebensinteressen durch dieses Bestreben berührt wurden, 
mußte sich entscheiden, ob es die Alleinherrschaft der Russen in Polen 
dulden oder durch eine neue Teilung ihren Fortschritten Schranken ziehen 
sollte. Da die Wahl nicht zweifelhaft sein konnte, solange man Thorn 
und Danzig nicht besaß, sammelte Friedrich Wilhelm ein Heer an der 
polnischen Grenze; hierauf willigte Katharina in die zweite Teilung 
Polens (1793). Außer den genannten beiden Städten erwarb Preußen 
die großpolnischen Lande nm Posen, Gnesen und Kalisch (Provinz Süd- 
Preußen) und gewann dadurch eine bessere Verbindung zwischen Schlesien und 
Ostpreußen; auch enthielten diese Gebiete noch starke Bruchteile deutscher Be- 
völkeruug. Seitdem verfolgte Österreich, das dieser Teilung ferngeblieben 
war, geleitet von dem Minister Thugut, eine Preußen feindliche Politik. 
S.Teilung Im Jahre 1794 erhoben sich die Polen unter Thaddäus Kosciusko. 
Während Friedrich Wilhelm sein Heer bis vor die Tore von Warschau 
führte, nahmen die Russen unter Snworow Praga, die Vorstadt 
Warschaus, im Sturm. Darauf folgte die dritte Teilung Polens 
(1795). Preußen erhielt Warschau, den Rest von Masovien und das 
Land zwischen Weichsel, Bug und Njemen (Provinz Neu-Ostpreußen), 
auch Teile des Gebietes von Krakau (Neu-Schlesien), Osterreich West- 
galizien mit Krakau, Rußland den Rest mit Kurland, mehr als seme 
beiden Verbündeten zusammen. Stanislaus Poniatowsn, der letzte 
König von Polen, dankte ab und ist in Petersburg gestorben. 
Bedeutung Preußen gewann durch die beiden Teilungen einen Gebietszuwachs von 
d" etwa 110 000 qkm (2000 Quadratmeilen); da jedoch nach dieser Erwerbung 
*eiIunflen- das polnische Element zwei Fünftel seiner Bevölkerung ausmachte, verlor der 
Staat seinen reindeutschen Charakter. Rußland hatte seme Grenzen um etwa 
600 km nach Westen vorgeschoben und sich he Möglichkeit, seine Machtt m 
den mitteleuropäischen Händeln geltend zu machen, bedeutend erleichtert. 6ur 
Preußen entstand dadurch eine ganz neue politische Lage daß es jetzt aus eme 
Strecke von mehr als 500 km den größten Staat Europas zum Grenz-
	        
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