Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

§53. 
Der Freiheitskrieg der Vereinigten Staaten. 
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Kampf. Zunächst hatte England das Übergewicht, da es den Kolonien 
an disziplinierten Truppen, Heeresbedarf und Geld fehlte, auch die 
Einigkeit unter ihnen nicht immer vorhanden war. Nachdem jedoch 
George Washington den Oberbefehl übernommen und die Engländer 
zur Räumung von Boston genötigt hatte, nahm (am 4. Juli 1776) der 
Kongreß die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten unabhängig- 
an und schickte den bisherigen Generalpostmeister der Kolonien Benjamin ernsrung. 
Franklin an den Versailler Hof,1 um bei Frankreich Unterstützung 
zu suchen. 
Schon damals begaben sich zahlreiche Europäer (Lasayette, Kosciusko) 
nach Amerika, um daselbst als Freiwillige an dem Unabhängigkeitskampfe 
teilzunehmen. Am Weihnachtstage 1776 überschritt Washington den Übergang 
Delaware und warf die hessischen Truppen, die von ihrem Landesherrn Delaware 
auf Grund eines Subsidieuvertrags an England überlassen worden waren, 1776- 
auf New Jork zurück; doch erst nachdem im folgenden Jahre ein englisches 
Korps bei Saratoga (am Hudson) zur Kapitulation gezwungen war, schloß samtoga. 
Frankreich einen Freundschafts- und Handelsvertrag mit den Vereinigten 
Staaten und unterstützte sie mit Geld, Schiffen und schließlich auch mit 
Truppen. Auch Spanien trat diesem Bündnis bei, während England 
seinerseits an Holland den Krieg erklärte. Mit den von dem ehemaligen 
preußischen Offizier von Stenben kriegsmäßig ausgebildeten Truppen 
verdrängte sodann Washington die Engländer aus Philadelphia und 
Pennsylvanien und nahm schließlich vereint mit Lafayette ein englisches 
Korps bei Iorktown (in Virginien) gefangen. Yorktown. 
Obwohl die Engländer unterdessen mehrere Seesiege erfochten und 
ihre wichtige Felsenfestung Gibraltar gegen einen gemeinsamen Angriff 
der Franzosen und Spanier mit Hilfe deutscher Truppen behauptet hatten, 
waren sie jetzt zum Frieden geneigt. Sie erkannten 1783 im Frieden Srtebe zu 
zu Versailles die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten an und 
traten an Frankreich einige kleine Kolonialgebiete in Westindien und 
Afrika, an Spanien Florida ab. 
Hierauf gaben sich die Staaten eine dem Geiste der neuen Zeit ent- Verfassung 
sprechende republikanische Verfassung. Bis aus einige an die Bundes- Reinigten 
regierung abgetretene Rechte sind sie souverän. Die gesetzgebende Gewalt Staaten, 
übt der Kongreß aus; er besteht aus zwei Körperschaften, dem Senat, zu 
dem jeder Staat zwei Mitglieder sendet, und dem Repräsentantenhaus, 
das aus Volkswahl hervorgeht. Der Präsident wird auf vier Jahre ge- 
wählt. Er hat die vollziehende Gewalt, schließt Verträge mit fremden 
Mächten ab, die aber der Senat bestätigen muß, ernennt unter Mitwirkung 
des Senates die Beamten, ist oberster Befehlshaber des Landheeres und der 
Marine und vertritt die Vereinigten Staaten nach außen. 
Um die Neuordnung dieser Verhältnisse und der Beziehungen zum Aus- Washington 
lande machte sich Washington als erster Präsident (1789—1797) verdient, Präsident 
1 Auf seine erfolgreiche Tätigkeit daselbst und seine Erfindung des Blitzableiters 
bezieht sich der Vers: Eripuit coelo fulmen sceptrumque tyrannis.
	        
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