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Erster Teil. Die Hauptereignisse der griechischen Geschichte.
seinen Befehl göttliche Ehren erwiesen. Er begünstigte Ehen zwischen
Angehörigen der verschiedenen Nationen und vermählte sich selbst mit
einer Tochter des Darius. Aber die Besetzung wichtiger Hofämter mit
Persern und ihre Aufnahme ins Heer konnte er nur mit Gewalt durch-
setzen; erst als er seine Veteranen reich belohnt nach Hause entlassen
und eine Phalanx aus einem jüngeren mazedonischen Aufgebot gebildet
hatte, fand sie keinen Widerspruch mehr.
Mit großen Plänen beschäftigt, starb Alexander 323 in Babylon,
dreiunddreißig Jahre alt.
2. Die Zeit der Diadochen.
§ 38. Die Diadochenreiche. Der Sohn, den Roxane, die Tochter
eines baktrischen Fürsten und Gemahlin Alexanders, ihm nach seinem
Tode gebar, wurde als Nachfolger anerkannt; Perdikkas und später
AntiPater übernahmen die Regierung. Aber die politische Einheit dieses
großen, erst seit anderthalb Jahrzehnten zusammengefügten Reiches konnte
nicht erhalten bleiben. In einem Menschenalter voller Kriege, in
denen der Sohn Alexanders beseitigt wurde, teilten seine Feldherren das
Reich unter sich auf. Nach vielfach wechselnden Bildungen entstanden
drei große Königreiche, Ägypten, Mazedonien und das Reich des
Seleukus, Syrien oder Asia. Den festesten Bestand zeigten die Reiche
mit der einheitlichsten Bevölkerung, Ägypten und Mazedonien; die
Schöpfung des Lysimachus auf der Grenze von Europa und Asien ver-
schwand am frühesten. Auch vom Seleucidenreich mit seinem bunten
Völkergemisch bröckelten bis zu seiner Unterwerfung unter römische
Herrschaft beständig kleine Reiche los. Zuerst Indien unter Sandrokottus.
Früh wurden Pergamon, Bithynien, Kappodozien, Armenien
selbständig.
Aber die Aufgaben, die sich Alexander gestellt hatte, Verschmelzung
der griechischen mit der östlichen Welt, wurden nirgends außer
acht gelassen; ja die politische Zersplitterung begünstigte vielleicht
ihre Lösung; selbst Indien blieb noch lange Zeit hellenisch.
Wie Alexander siedelten auch seine Nachfolger unablässig griechische
Einwandrer an. Überall bildeten Mazedonier den Kern der Heere, Griechen
die Bevölkerung der Städte. Zwei Jahrhunderte hindurch ergossen sich
Auswandrer aus Griechenland in den Osten und brachten überall ihre
Sprache und ihre Kultur mit. Der größere Reichtum des Bodens
lohnte die wirtschaftliche Arbeit. Sorgfältig wurde die Verbindung
mit dem Mutter lande gepflegt, die alte Kultur hochgehalten. Wenn
auch die poetischen Erzeugnisse dieser Zeit hinter denen der früheren
Jahrhunderte weit zurückstehn, so entfalteten die Griechen ihre wissen-
schaftliche und technische Begabung erst damals in vollem Umfange.
Man hat die Zeit des Hellenismus das wissenschaftliche Zeitalter