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Übergang zur Neuzeit.
nichtende Niederlage bei Murten. Darauf eroberte Rene von Lothringen
sein Land zurück; Karl wandte sich gegen ihn und belagerte Nancy, hier
wurde er von den Schweizern, die zum Entsatz heranrückten, geschlagen
und fand den Tod (1477).
Karls Erbe versuchte Ludwig XI. an sich zu ziehen. Frankreich
würde dadurch einen größeren Teil vom Reichsgebiet gewonnen haben,,
als es in den folgenden zwei Jahrhunderten erobert hat. Maximilian
trat ihm entgegen, er vermählte sich mit Maria und behauptete Franche
Comte und Niederlande, nur das Herzogtum Burgund wurde
wieder französisch. Nach dem frühen Tode Marias hatte Max Mühe,
die Anerkennung seiner Rechte als Vormund seines Sohnes Philipp und
als Regent bei den niederländischen Ständen durchzusetzen.
Die Gefahr einer Entfremdung so großer Gebiete vom Reiche war
durch Maximilian noch einmal abgewandt worden.
Auf diese reichen Besitzungen gründete das Haus Habsburg seine
Weltmacht. Maximilian vermählte Philipp später mit Johanna, der
Tochter Ferdinands von Aragonien und Jsabellas von Kastilien.
Sein Enkel Karl V. war der Herr des größten Reiches in Europa.
Für das Deutsche Reich war es kein Gewinn, daß sein Oberhaupt
diese Weltmacht erwarb. Ihr Besitz führte vielmehr dazu, daß die poli-
tischen Lebensinteressen des Reiches und die seines Oberhauptes selten
übereinstimmten, ja oft in unversöhnbaren Gegensatz traten. Diese Welt-
macht hat die Auflösung des Reiches mitverschuldet.
§ 91. Die Reichsreform unter Maximilian. Die Notwendigkeit
einer Reichsreform war bereits im Anfange des 15? Jahrhunderts er¬
kannt worden, aber alle Versuche, sie herzustellen, waren gescheitert. Bisher
besuchten nur die Fürsten die Reichstage und faßten allein die für
das Reich verbindlichen Beschlüsse; die Städte waren nicht vertreten;
da man ihre Geldmittel nicht entbehren, aber auch Abgaben von ihnen
nicht erzwingen konnte, mußte man sich entschließen, sie zu den Reichs-
tagen heranzuziehen. Solange die Fürsten noch darauf hofften, die
Städte mit Gewalt zu unterwerfen, waren sie hierzu nicht geneigt, aber
die Fehden in der Mitte des Jahrhunderts hatten ihre Absichten nicht
gefördert, und seitdem drängten die Verluste an den Grenzen, die Türken-
gesahr, die steigende Kostspieligkeit der Kriege zur Verständigung.
Als im Jahre 1486 Maximilian zum römischen König gewählt wurde,
da man von der Untätigkeit Friedrichs noch größere Verluste als die bis-
herigen befürchten mußte, und zugleich über die Forderung einer Türken-
Hilfe beraten werden follte, wurden zum ersten Male die Städte zum
Besuch des Reichstags eingeladen. Hier legte Erzbischof Bertold von
Mainz neue Vorschläge zu einer Reichsreform vor.
Auf dem Reichstag zu Worms 1495 wurden die ersten Beschlüsse¬
gefaßt und im Laufe der nächsten Jahre die Verfassung neu geordnet.