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19. St. Godehardt, Hildesheim. Flachgedeckte Basilika. 12. Jahrh.
Die Weiterentwicklung der basilikalen Grundform in Deutschland stellen 19 und 20 in
zwei Stufen dar. St. Godehardi in Hildesheim, flachgedeckt, als Stützen je zwei Säulen mit
einem Pfeiler wechselnd, ein das Auge angenehm beschäftigender Rhythmus. Säulen waren
schwer zu beschaffen und sind nicht so tragfähig wie Pfeiler. Das Querschiff bildet, wo es das
Mittelschiff schneidet, die sog. Vierung, die durch eine Klippel ausgezeichnet wird (s. auch 22,23).
Das Mittelschiff setzt sich über die Vierung hinaus fort, so das; die Form des lateinischen
Krenzes entsteht, dann erst folgt die halbrunde Apsis. Wie sind die Seitenschiffe gedeckt?
Wie ist das Innere erleuchtet?
Einen weiteren Fortschritt bezeichnet die Gründung Heinrichs des Löwen (20). Der
Rhythmus der Godehardikirche wird hier zum System. Man hat gelernt, erst die schmalen
Seitenschiffe, dann das breite Mittelschiff mit Kreuzgewölben zu überspannen. Nur ein
quadratisches Feld verstand man vorerst zu überwölben, und so entsteht das gebundene
romanische System, wie es der Grundriß 23 darstellt. Das Vierungsquadrat wird zur maß-
gebenden Einheit, auf ein Mittelschiffjoch kommen zwei Seitenschiffjoche. Unterscheide demgemäß
Haupt- und Zwischenpfeiler! Die Confessio der Basilika hat sich zur Krypta erweitert, daher der
erhöhte Chor. Im Schiff der Kirche das Grabmal Heinrichs und Mathildens; s. 31.
Als Beispiel romanischen Profanbaues bicne die neuerdings wiederhergestellte Burg
Dankwarderode (21), in der Heinrich der Löwe 1195 starb. Rechts ist das nördliche Querschiff
des Doms sichtbar, dazwischen die als Zeichen seiner Landeshoheit von Heinrich errichtete Rüge-
faule mit dem Bronzelöwen. Welche Ähnlichkeit hat 21 mit Etzels Burg im Nibelungenliede?
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