Object: [Teil 1 = 6. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 1 = 6. Schuljahr, [Schülerband])

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Neben dem Wohnzelte des Lappen steht meist noch ein Zelt; hier 
speichert er auf, was er an Mehl, Fellen und Geräten besitzt. Gewöhnlich 
aber hat er nichts als einige hölzerne Schüsseln, einen Kessel, einige Klei¬ 
dungsstücke, einige Pelzdecken, und an den Zeltstangen hängen die Renntier- 
magen, in welchen er seinen Milch- und Käsevorrat verwahrt. Auf einer 
andern Seite der Hütte ist aus Pfählen eine Art Hürde gemacht, in welcher 
die Renntiere zweimal des Tages gemolken werden. Dies ist das Anzie¬ 
hendste für den Fremden, der eine Gamme besucht. Die Hunde und Hirten 
treiben die Herde herbei, und die schönen Tiere mit den klugen, milden 
Augen bilden einen Wald von Geweihen. Die Kälber umringen ihre Müt¬ 
ter; die jungen Tiere erproben spielend und stoßend ihre Kraft, und unauf¬ 
hörlich hört mau jenes seltsame Knistern, das aus dem Knacken der Knie¬ 
gelenke des Renntieres entsteht. Beim Melken wird jedem Tiere eine 
Schlinge übergeworfen, damit es still stehe, und diese Zügelriemen gebrauchen 
die Lappen mit derselben bewundernswerten Geschicklichkeit wie der India¬ 
ner seinen Lasso. Das Renntier giebt wenig Milch; aber sie ist fetter als 
lede andere und außerordentlich nahrhaft. Jedes Familienglied bekommt 
seinen Teil; ein anderer wird zu der täglichen Suppe verwendet, welche 
mit Mehl oder auch Renntierblut oder Fleisch gemischt, eine wohlschmeckende, 
stärkende Speise gewährt. Der Rest der Milch wird zu Käse gemacht. 
Im Winter läßt man die Milch auch wohl gefrieren, so daß man sie in 
Tafeln schneiden kann. Sie verliert dabei durchaus nichts von ihrer 
süßen Frische und ist namentlich auf Reisen ein sehr dienliches Nahrungs¬ 
mittel. Fleisch und Milch des Renntieres sind überhaupt die wichtigste 
Nahrung des Lappen, und nur durch die Kräftigkeit derselben wird es ihm 
möglich, die Furchtbarkeit des Winters zu überdauern. 
Will mau das Renntier in seiner ganzen Schnelle sehen, so muß man 
bs als Zugtier betrachten, wie es im scharfen Trabe mit schnellen Tritten 
dahineilt. Das Geschirr ist leicht; man lenkt das Tier mittelst eines dünnen 
Riemens, der am Geweih befestigt wird, und treibt es entweder durch Zuruf 
und die Peitsche oder mit einem Treibstachel an. Es wird nur einzeln vor 
einen Schlitten gespannt. Sorgsam in Pelze eingehüllt, daß kein Teil des 
Körpers, mit Ausnahme des Gesichts, der freien Luft ausgesetzt ist, sitzt der 
weisende in seinem kleinen Schlitten und hat nur die Arme und Schultern 
srei; das Tier wird mit der Peitsche angetrieben, und so geht's mit schnellen 
Schritten vorwärts. Es ist schwer im Laufe anzuhalten, und hieraus ent¬ 
springen gar mancherlei Unglücksfülle; oft wird ein Schlitten umgeworfen 
und der Reisende weithin über den Schnee geschleppt, bevor er das Tier 
zum Stehen bringt. Ein nur halb überfrorener Fluß unterbricht die Reise 
des Lappländers nicht; er treibt sein Tier zum schnellsten Laufe an, daß 
es einen Sprung über die Öffnung macht, wenn sie auch sieben Fuß weit 
Märe, und der Schlitten folgt teils infolge des Stoßes, den er erhalten 
hat, teils wegen des fortdauernden Zuges, den das Tier noch immer aus¬ 
übt. Größere Gefahren entstehen, wenn Nebel oder Schneegestöber eintritt. 
Man bemerkt in solchem Falle in einer gewissen Himnielsgegend eine schwache 
Dämmerung, die allmählich zunimmt und bald den gangen Horizont über-
	        
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