Object: Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen

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Ihre Blüthe erscheint erst am Ende des Maies; die Eicheln wach¬ 
sen traubenweise an kurzen Stielen, drei bis zwölf Stück neben 
einander, und reifen im November. Ihr Holz ist etwas röthlich 
und unter allen europäischen Hölzern das festeste und dauerhafteste. 
Eine andere ist die Sommereiche. Bei dieser erscheinen Blätter 
und Blüthen einige Wochen früher, die Früchte stehen nur einzeln 
an längeren Stielen, und konimen schon im September und Okto¬ 
ber zur Reife. Die Rinde ist auswendig schwärzlich, oft mit wei¬ 
ßem Schimmel überzogen; das Holz ist blasser, als von jener, und 
wird im Alter etwas schwärzlich. Die Wurzeln der Eichen ver¬ 
breiten sich sehr weit in die Erde und diese bekommen dadurch ei¬ 
nen festen und sichern Stand. Ihr Stamm wächst sehr gerade und 
erreicht eine sehr ansehnliche Höhe. Die Aeste sind gewöhnlich sehr 
stark, breiten sich weit aus, und stehen in großen Winkeln vom 
Stamme ab. Ihre Blätter sind groß, stark ausgeschweift, stehen 
büschelweise zusammen, und haben eine dunkelgrüne Farbe, an 
welcher man die Eichenwälder schon von Weitem erkennen kann. 
Ihre Früchte, die Eicheln, sind rund und haben einen sehr herben 
Geschmack. Am besten gedeihen die Eichen in hochgelegenen, nur 
wenig feuchten Wäldern. Ihre starke Ausdünstung macht, daß sie 
häufig vom Blitze getroffen werden. Die Eichen wachsen sehr lang¬ 
sam, erreichen aber auch ein ungeheures Alter. Unter zwei- bis 
dreihundert Jahren wird ihr vollkommenes Wachsthum nicht voll¬ 
endet. Dagegen werden sie aber auch fünfhundert Jahre alt; ja 
man hat Beispiele von Eichen, die gewiß wenigstens tausend Jahre 
alt waren. Den wichtigsten Nutzen gewährt die Eiche durch ihr 
Holz. Weil es sehr fest ist und der Fäulniß vorzüglich gut wi¬ 
dersteht, so braucht man es mit Vortheil zum Bauen der Brücken¬ 
pfeiler, Mühlwellen und dergleichen. Man verfertigt auch davon 
sehr dauerhaftes und schönes Hausgeräthe. Wenn man den Baum, 
gleich nachdem er gefällt ist, in's Wasser legt, und dann drei Jahre 
lang liegen läßt, so wird das Holz nicht rissig. Der Rinde, welche 
viele herbe zusammenziehende Bestandtheile enthält, bedient man sich 
zum Gerben des Leders; man kann aber dazu mit noch mehr Vor¬ 
theil auch die Sägespäne gebrauchen. Die Eicheln geben eine gute 
Mästung für die Schweine. Durch den Stich eines Insektes, der 
Gallwespe, entstehen an den Zweigen und Blättern Auswüchse, 
die man Galläpfel nennt und zur Bereitung der Dinte braucht. 
Männer, die sich um das Vaterland sehr verdient gemacht hatten, 
wurden von den alten Deutschen mit Eichenkränzen belohnt. 
45. Die Tanne. 
Ein Vater, der viele Kinder hat, gibt diesen an den 
langen Winterabenden mancherlei Beschäftigung. Wenn Alle 
bei dem Scheine des Lichts vertraulich im warmen Stübchen
	        
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