IV. Deutschlands Entwickelung und
Erhebung
bis 1871.
Die Ideen der französischen Revolution und die grofsen
Erschütterungen der Kriegszeit wirkten in politischen Bewe¬
gungen, zunächst in Südeuropa — Italien, Pyrenäische Halb¬
insel, Griechenland (1821—1829) — und Südamerika (Los-
reifsung der Kolonien von Spanien, Brasiliens Trennung von
Portugal) heftig nach. Die lange Friedenszeit in den leiten¬
den Staaten der alten und neuen Welt führte, vor allem
durch die Verwendung der Dampfkraft und Elektrizi¬
tät, zu einer nie gekannten, oft einseitig verfolgten mate¬
riellen Blüte. Diese Richtung wird am stärksten vertreten
durch die neue Welt, wo die Vereinigten Staaten von Nord¬
amerika zu ungemeiner Entwickelung kommen.
Deutschlands politische Geschichte während der fünfzig
Friedensjahre wurde wesentlich durch zwei grofse Literessen
bewegt: 1. die Frage nach gröfserer nationaler Einigung, als
sie der unbefriedigende und nach aufsen völlig einflufslose
Staatenbund und sein Organ, der Bundestag, bot — (der
Dualismus Österreichs und Preufsens war das Haupthindernis);
— 2. die Einführung konstitutioneller Verfassungen in den
Einzelstaaten, lange Zeit hindurch nicht begünstigt durch
die beiden Grofsstaaten.
1815-1848.
A. Preufsen: Der Staat, mit der Heilung der schweren
Kriegsschäden beschäftigt, verzögerte den (am 22. Mai 1815)
verheifsenen Ausbau seiner politischen Formen zu einer
Repräsentativverfassung. Unter Friedrich Wilhelms III.
Regierung (1797—1840) fallen drei Hauptschöpfungen: die
Provinzialstände 1823, die kirchliche Union 1817, der Zoll¬
verein 1834. Der letztere, schon seit Jahren durch Verträge