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26. Abends das Geschützfeuer eingestellt. 28. Convention von
Versailles abgeschlossen; Berufung einer Nationalversammlung,
welche über den Frieden entscheiden wird; Uebergabe der
Forts und Waffenstillstand, der sich aber nicht auf die öst¬
lichen Departements erstreckt.
d) Letzter Kampf und Friedensschluss. Nach vergeblichen
Versuchen, zur Fortsetzung des Kampfes zu hetzen, tritt Gam-
betta ab; im Felde aber brach noch einmal eine grosse Kata¬
strophe über das letzte französische Heer herein. Eine deutsche
Südarmee (Thüringer, Westfalen mit Werder’s Corps) unter
General Manteufel kombinirt; Manteuffel dringt durch die
verschneite Cöte d’Or ohne Widerstand, lässt die Schaaren
Garibaldi’s bei Dijon durch einige Bataillone beschäftigen und
drängt, mit den Truppen von Werders zusammenoperirend, die
französische Ostarmee (Bourbaki) gegen die schweizer Gränze
(Pontarlier). Am 31. wird die letze Bückzugsstrasse nach dem
Süden gesperrt und am 1. Febr. tritt das aufgelösste fran¬
zösische Heer, 83,000 M., in kläglichster Verfassung aufischweizer
Boden über.
Am 12. Febr. tritt die mittlerweile gewählte französische
Nationalversammlung zu Bordeaux zusammen; Thiers ztfift
Chef der Executivgewalt gewählt. Waffenstillstand verlängert,
am 26. Präliminar friede zu Versailles: Frankreich zahlt fünf
Milliarden Kriegskostenentschädigung und tritt Eisass mit
Strassburg und Theil Lothringens mit Metz, 263 DM. mit
l1/* Millionen an Deutschland ab. Am 1. März, demselben
Tag, an welchem ein Theil der deutschen Truppen in Paris
einrückt, wird der Friede in Bordeaux genehmigt, als Ent¬
schädigung in tumultuarischer Sitzung die Dynastie Bonaparte
abgesetzt.
10. Mai 1871 definitiver Friede zu Frankfurt a. M. • schon
im April desselben Jahres die Einigung Deutschlands durch
die Reichsverfassung vollendet.
Vergleicht man, mit dem Blick auf die Karte, die poli¬
tische Gestaltung Europas im J. 1871 mit der im J. 1815, so
ergiebt sich, zunächst was die Territorialverhältnisse betrifft: