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Frankreich mit den Gränzen von 1790, Eisass und Lothringen:
g centralisirter Einheitsstaat von beinahe 10,000 QM. und 23 Mil¬
lionen Einwohnern: mit herrlichem Klima und Boden, glän¬
zender maritimer (Mittelmeer) und oceanischer Stellung.
Oesten'eich: schön arrondirter, die fruchtbarsten Länder
umfassender Binnenstaat mit verhältnissmässig unbedeutender
maritimer Stellung im nördlichen Winkel des adriatischen
Meeres, 12,000 QM., mit 28 Millionen, zu 7/8 römisch-katho¬
lischen Einwohnern, aber ohne die sichere Grundlage einheit¬
licher Nationalität, — Deutsche, Slaven, Magyaren, Italiener:
mit 3 Weltstellungen, der deutschen, der italienischen und der
Donaustellung.
Preussen: kleinste Grossmacht mit scheinbar ungünstigsten
Bedingungen. 5000 QM., 10 Millionen Einwohner, davon etwas
über Tj römisch-katholisch: zur Hälfte neuerworbene Gebiete
mit zum Tlieil sehr widerwilliger Bevölkerung (Sachsen): hat
denkbar ungünstigste, langgestreckte offene Gränzen zugleich
gegen Russland und Frankreich zu hüten und zerfällt dabei
in 2 ungleiche, durch eifersüchtige deutsche Mittelstaaten
auseinander gehaltene Hälften, eine grössere östliche und eine
kleinere westliche Hälfte. Vorwiegend deutsche Bevölkerung:
gefährliche Lage, aber klar vorgezeichnete deutsche Aufgabe.
Neben den 5 Grossstaaten eine Anzahl germanischer, roma¬
nischer und gemischter Staatswesen von allerlei Grösse —,
abgesehen von dem unorganisch in die europäische Welt ein¬
gedrängten türkischen Reich. Scandinavien: Schweden, das 1809
Finnland an Russland verloren, erhält Norwegen, doch so, dass
beide Reiche getrennt bleiben und nur einen gemeinsamen
König haben; Dänemark mit Schleswig und den zum deutschen
Bunde gehörigen Herzogthümern Holstein und Lauenburg. —
Königreich der vereinigten Niederlande (Holland und Belgien)
unter oranischem Scepter (Wilhelm I.)—Spanien (Haus Bourbon)
und Portugal (Haus Braganza); — Italien, ohne gemeinsames
politisches Band, ein bloser „geographischer Begriff“, kommt
unter österreichischen Einfluss. Unmittelbar österreichisch:
Lombardei und Venetien, mittelbar: Grossherzogthum Toscana
(Bruder des Kaisers, Ferdinand), Herzogthum Parma (Kaiserin
Luise, Tochter des Kaisers), Modena (Vetter des Kaisers).
Der österreichische Einfluss überwiegend auch in dem wieder-