Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

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England unter den Stuarts. 
sich mit den Whigs zum Sturz der Stuarts. Die Häupter beider 
Parteien wandten sich an den Prinzen Wilhelm III. von 
Oranien, der mit Jakobs ältester Tochter aus erster Ehe, 
der protestantischen Maria, vermählt und von mütterlicher 
Seite ein Enkel Karls I. war, ausserdem aber als Vorkämpfer 
gegen die Weltherrschaftsgelüste Ludwigs XIV. in 
England grosse Beliebtheit genoss, und forderten ihn auf, die 
„kirchliche und bürgerliche Freiheit Englands zu retten“. Er 
folgte dem Rufe und landete im Spätherbst 1688 an der eng¬ 
lischen Küste. Vergebens suchte nun Jakob durch verspätete 
Zugeständnisse den Thron zu retten. Bald sah er sich allge¬ 
mein verlassen und'musste nach Frankreich unter den Schutz, 
seines Gönners Ludwig fliehen, der ihm in Saint-Germain ein 
Unterkommen gewährte. Ein Versuch, den er zwei Jahre später 
machte, durch Erregung eines Aufstandes in Irland und mit 
französischer Hülfe seiner Familie die Krone wiederzugewinnen, 
scheiterte mit seiner Niederlage am Boynefluss1) 1690r 
ebenso wie die späteren Anstrengungen seiner Erben2), und er 
starb in der Verbannung. 
Wilhelm III. hatte nach Jakobs Flucht vorläufig die 
Regierung übernommen. Ein K o n v e n t i o n s p a 1* 1 a m e n t3) er¬ 
klärte den Thron für erledigt und übertrug die Krone von 
England, Schottland und Irland 1689 gemeinsam dem König 
Wilhelm und seiner Gemahlin Maria4), nachdem beide eidlich 
gelobt hatten, die in der „Erklärung der Rechte“ zusammen¬ 
gestellten verfassungsmässigen Freiheiten des englischen Volkes 
anzuerkennen. Indem hierauf Ende 1689 ein verfassungsgemäss 
vom König einberufenes neues Parlament und der König selbst 
dieses Abkommen bestätigten, wurde die „Erklärung“ (Decla¬ 
ration) zum „Gesetz der Rechte“ (Bill of rights), das die 
Grundlage der heutigen englischen Verfassung und der damit 
gegebenen, sogenannten parlamentarischen Regierungs¬ 
weise bildet. 
Darin wurde namentlich bestimmt, dass die Krone, wie sie 
nur unter Mitwirkung des Parlaments Gesetze erlassen kann, 
so auch ohne dessen Zustimmung kein bestehendes Gesetz ausser 
Kraft setzen, keine Steuern anders, als sie vom Parlament be¬ 
willigt worden, erheben, auch kein stehendes Heer in Friedens- 
*) Am unteren Laufe des Flusses, der einige Meilen nördlich von Dublin 
in die irische See mündet. 
2) Das Haus Stuart starb 1807 aus. 
8) D. h. ein nicht vom König berufenes, sondern aus des Volkes 
selbständiger Wahl hervorgegangenes Parlament. 
4) Nach ihrem Tode (1695) führte Wilhelm die Regierung allein weiter 
bis an sein Ende (1702).
	        
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