Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

116 Frankreich unter Richelieu und Mazarin und die Zeit Ludwigs XIV. 
sittenloser Lebenswandel. Der König selbst scheute sieh 
nicht neben seiner Gemahlin ständig- eine anerkannte Mätresse 
zu halten; er wirkte durch sein schlimmes Beispiel ton¬ 
angebend nicht nur für die französische vornehme Gesellschaft, 
sondern auch über die Grenzen Frankreichs hinaus. 
Hand in Hand damit ging eine unsinnige Verschwendung 
zur Befriedigung der königlichen Launen. So baute er in einer 
öden einförmigen, wasserarmen Gegend mit einem ungeheueren 
Geldaufwand1)..das Schloss Versailles, das an Üppigkeit und 
Pracht alles Ähnliche übertreffen sollte. Ausserdem schuf er 
sich noch mehrere andere „Lustschlösser“. 
Sein Familienleben war nicht glücklich. Sein Sohn, der 
Dauphin2) Ludwig3), starb einige Jahre vor ihm, bald dar¬ 
auf auch dessen ältester Sohn, der Herzog von Bourgogne; da¬ 
her ging die Krone bei Ludwigs XIV. Tode 1715 auf semen 
erst fünfjährigen Urenkel Ludwig XV., den Sohn des Herzogs 
von Bourgogne, über. 
C. Französische Bildung- im Zeitalter Ludwigs XIV. 
Die Zeit des höchsten äusseren Glanzes des französischen 
Königtums war auch das Goldene Zeitalter der Künste 
und Wissenschaften in Frankreich. Zur Pflege der 
Wissenschaften hatte schon Richelieu (1635) die staatliche 
Einrichtung der Academie frangaise4) ins Leben geiulen. 
Während Ludwigs Jugend und Mannesalter wirkten die klassi¬ 
schen Schriftsteller der französischen Litteratur. 
Mit seinem Cid eröffnet der grosse dramatische Dichter 
Peter Corneille5) die Goldene Zeit (1636). Der vollen 
Gunst des Hofes erfreute sich der Tragiker Jean Racine6), 
!) Man berechnet die Kosten insgesamt auf 150 Millionen Livres 
** 900 Millionen Francs nach heutigem Geldwert. 
2) Der Name Dauphin (Delphinus) für den Thronerben des fran¬ 
zösischen Königshauses stammt daher, dass das Dauphine 
das ursprünglich eigene Herrscher gehabt. von diesen an die französisch 
Krone abgetreten und zum Leibgedinge für den ältesten königlichen 
Prinzen ward (1348). 
3) Für seinen Unterricht wurden eigens zugerichtete Ausgaben der 
lateinischen und griechischen Klassiker (in usum Delphim) veranstaltet. 
4) Daraus wurde durch Vereinigung mit einigen ähnlichen Anstalten 
zur Zeit der grossen Revolution das Institut de France, ie o eis e 
staatliche Körperschaft für Kunst und Wissenschaft in Frankreich. 
5) 1606 bis 1684; er lebte zurückgezogen und vom Hofe wenig beachtet. 
«) 1639 bis 1699.
	        
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