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Der Norden und Osten Europas vor Peter I.
teilten, in ihrer neuen Heimat. Als im dreizehnten Jahrhundert
der Sturm der Mongolen über Osteuropa dahinbrauste1), ge¬
rieten die Russen unter das Joch der mongolischen Fremd-
lierrschaft, die über zwei und ein halb hundert Jahre dauerte.
In der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts machte
sich der Grossfürst von Moskau, Iwan III., der „Grosse“, ein
Nachkomme Ruriks, unabhängig vom Mongolenkhan und er¬
oberte später auch die mächtige Handelsstadt Grossnowgorod,
die durch ihre Verbindung mit der deutschen Hanse zu grosser
Blüte gekommen war und den ganzen Norden von Russland
beherrschte. Er ist der Begründe rdesneuenru s s i s c h e n
Reiches, das freilich vorerst in Europa noch zu keiner Be¬
deutung gelangen konnte.
Das Christentum fand gegen Ende des zehnten Jahr¬
hunderts Eingang, und zwar wurden die Russen damals infolge
verwandtschaftlicher Beziehungen, die zwischen ihren Fürsten
und dem byzantinischen Herrscherhaus bestanden, der grie¬
chisch-katholischen Kirche zugeführt und erkannten den
Patriarchen von Konstantinopel als ihr geistliches Oberhaupt
an. Als kurz vor Iwans Thronbesteigung die Metropole der
griechischen Kirche in die Gewalt der Ungläubigen fiel, gaben
sich die Russen eine eigene Oberleitung, indem jeweils von
ihren Bischöfen der Patriarch der russischen Kirche gewählt
wurde.
I. Übersicht der schwedischen Geschichte
vom Stockholmer Blutbad bis zum Regierungsantritt Karls Xll.
A. Gustav Wasa und sein Haus2).
Nachdem Gustav Wasa sein Königtum befestigt hatte,
führte er in Schweden allmählich die Lehre Luthers ein,
die bereits in den ändern nordischen Reichen die Herrschaft
errungen hatte. Auch setzte »er es bei den mächtigen Ständen
durch, dass das Wahlkönigtum abgeschafft und die Krone für
erblich in seinem Hause erklärt wurde.
So folgten ihm nach einander seine beiden ältesten Söhne
in der Regierung. Der zweite derselben, Johann III., der sich
durch Empörung gegen seinen älteren, wahnsinnig gewordenen
Bruder den Weg zum Thron bahnte, zeigte eine Zeit lang Hin¬
neigung zum Katholicismus. Sein Sohn Sigismund trat wirk¬
lich zur katholischen Kirche über und wurde 1587 von den
Polen zu ihrem König gewählt. Aber eben wegen semes
J) Vgl. Teil II, Seite 113.
2) Vgl. die Stammtafel auf der nächsten Seite.