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Eilftes Kap. Geschichte der Völker 
verschiedene Stämme getheilt. Unter ihnen sind berühmt die ackerbauenden 
Kallipiden, Alazonen und Borhstheneiten um den Dnieper und die soge¬ 
nannten königlichen Scythen am unteren Don. Die Tauner in der 
Krimm scheinen Ucberreste der Kimmerier zu seyn. Unter ihnen und unter 
den Scythen an der Nord- und Westküste des schwarzen Meeres hatten sich 
griechische Kolonien von Milctvs angesiedelt (s. oben S. 173). Westlich an 
den Scythen wohnten die goldrcichen Agathyrsen am Krapak und die Neurcn 
in Lithauen; nördlich aber in den Gegenden von Moskau und Smolensk die 
Melanchlänen und Androphagen. In diesen mit rothen Fellen bekleideten, 
mcnschcnsressendcn Barbaren Herodot's haben unsere Gelehrten die Ba¬ 
starnen, die zum germanischen Volksstamm gehören, erkannt. 
Unter den asiatischen Scythen, welche die späteren Geographen meist in 
die dies- und jenseits des Jmaus (Mustag) theilen, nennt Herodot 
die Argipäer. Sie wohnten am Fnße eines hohen Gebirges (des Ural, 
wo jezt die Kirgisen) und glichen, ihrer Beschreibung nach, den heutigen Kal¬ 
mücken. Ihnen gegen Osten waren die fabelhaften Jssedoncn (Soongaren), 
welche der alte Aristeas in seinem Gedichte yl^ifMÌonna besungen. Viele 
andere Horden, alle namentlich bei Herodot aufgeführt, schwärmten in den 
aralischcn Ländern und in denjenigen herum, welche der Oxus und der Jaxar- 
tes durchströmen. Die Kaspier (Turkomancn?), Chorasmier (in Chiwa), 
die Ittici- (Uzen?) verdienen hier eine vorläufige Erwähnung, weil sic kennt¬ 
lich in späteren Zeiten wieder erscheinen. Aus den Namen der übrigen, 
besonders in den Gegenden der großen Bucharci aufgezählten, Stämme kön¬ 
nen wir nicht klug werden. Alle Horden aber in den ungeheuern Steppen 
jenseits des Jaxartes hießen den Persern mit einem allgemeinen Namen Sa- 
kcn: unter ihnen waren die Massagetcn das Hauptvolk. Jenseits dieser 
Massagctcn und der Argipäer hört die Erdkunde Herodot's ans, wiewohl 
er bereits von den in Norden liegenden „ un ersteig lichen Gebirgen" 
(der Kette des Altai) und den jenseits derselben wohnenden Menschen, „welche 
sechs Monate im Jahre schlafen" (wer erkennt hier nicht die langen sibiri¬ 
schen Nächte? —), die dunkle, ihm jedoch unglaublich scheinende Sage ver¬ 
nommen*). Diese ausgebreitete Kenntniß des Scythcnlandes war einzig die 
’) Ruch beutet er die Wüste Kobi durch Bestimmung ihrer Lage uub Beschaffenheit 
kenntlich an, wiewohl er sie zu Indien rechnet, und durch die Caravanen-Legende von den 
g o l d s u ch e n d e n Ameisen zum Fabellande zu machen scheint.
	        
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