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Die Zeit Napoleons III.
Führer der nationalen Bewegung... An der Spitze eines
Heeres drang er zur Vertreibung der Österreicher, die vor
Volkserhebungen bereits aus Mailand und Venedig hatten
weichen müssen, in das lombardo-venetianische Königreich ein;
er wurde jedoch (25. Juli 1848) bei Custozza1) von dem
österreichischen Feldmarschall Radetzky geschlagen. Trotz¬
dem siegten die nationalen Bestrebungen im Kirchenstaat,
wo der dem Kampf gegen Österreich abgeneigte Papst zur
Flucht genötigt und unter Mazzinis Leitung die Republik
ausgerufen ward.
Als jedoch Karl Albert nach längerem Waffenstillstand
von Radetzky ein zweitesmal bei Novara2) (23. März 1849)
besiegt worden war und die Krone zugunsten seines Sohnes
Viktor Emanuel niedergelegt hatte3), war der weitere Wider¬
stand gegen das österreichische Übergewicht aussichtslos. In
Lombardo-Venetien wurde die österreichische Herrschaft wieder¬
hergestellt. Im Kirchenstaat wurde das aufständische R o m im
Auftrag Napoleons im Juli 1849 von einem französischen
Heer für Pius IX. zurückerobert trotz tapferer Gegenwehr
unter Garibaldi, und der Papst zeigte sich von nun an als
grundsätzlicher Feind aller liberalen Anwandlungen. Auch
in Italien hatte die „Reaktion“ einen vollständigen
Sieg erfochten.
§ 26. Die Zeit Napoleons III.
„L‘empire c’est la paix“ rief Napoleon III. ans4), als
er die Umwandlung seiner Präsidentschaft in das Kaisertum
vorbereitete. Aber der neue „Kaiser der Franzosen“ konnte
sich nicht verhehlen, dass er, trotzdem ihn die europäischen
Mächte in seiner Stellung anerkannten, nur durch Anknüpfung
an die Vergangenheit Frankreichs unter seinem grossen Oheim
den Thron seinem Haus5) erhalten könne; das heisst: er musste
durch äusseren Ruhm und Glanz der Eitelkeit der
Franzosen schmeicheln, um die Bemühungen der zahlreichen
x) Dorf südwestlich von Verona. ^
2) Stadt westlich vom untern Ticino. ^ 2/ ,
3)-Pi»r ainh finvrii TTnrntrHnn~ rtrn AhHiithmnq i" TmwWm
billigen Frieden" von Üütunc.idi erkaufte:—
4) Der Volkswitz machte daraus: „L’empire c’est l’epee“.
5) Nach vergeblichen Bemühungen um die Hand einer Prinzessin aus
einem europäischen Fürstenhaus heiratete Napoleon 1853 die spanische Gräfin
Eugenie von Montijo. Sein 1856 geborener Sohn Ludwig Napoleon fiel 187.)
durch die Zulus.