Die Gegenreformation und der dreissigjährige Krieg.
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Gustav Adolf1), der eben in einem siegreichen Kriege den
Polen ihre wichtigsten Plätze an der Ostsee entrissen hatte,
landete mit einem nicht gerade starken, aber vortrefflich ge¬
schulten Heer Ende Juni 1630 an der pommerischen Küste.
Veranlassung zum Kriege gegen den Kaiser bot ihm
die Lage seiner bedrängten deutschen Glaubens¬
genossen und die Vertreibung seiner Verwandten, der
beiden Herzoge von Mecklenburg. Ausserdem trug er
sich schon lange mit dem Gedanken, die Ostsee durch Erobe¬
rung der noch nicht schwedischen Küstenstrecken zu einem
schwedischen Binnenmeer zu machen (Dominium mar is
Baltici).
Neben Schweden verfolgte auch eine katholische auswärtige
Macht seit Jahren die Fortschritte des Hauses Österreich mit
eifersüchtigen Augen; der in Frankreich damals allmächtige
leitende Minister Ludwigs XIII., der Kardinal Richelieu,
nahm die alte antihabsburgische Politik der Valois wieder auf.
Er hatte unter anderem in Verbindung mit England den Frieden
Gustav Adolfs mit Polen vermittelt, um den Schwedenkönig für
seine Pläne in Deutschland frei zu machen.
In Deutschland begegneten sogar die meisten protestanti¬
schen Fürsten dem fremden Herrscher, der ihnen seine Bundes¬
genossenschaft gegen den Kaiser anbot, mit Misstrauen. Gleich
der pommerische Herzog Bogislav entschloss sich nur zögernd
zu einem Bündnis mit ihm. Seinem Beispiel folgten die Her¬
zoge von Mecklenburg, der Herzog von Sachsen-Weimar, der
Landgraf von Hessen-Kassel und die Reichsstadt Magdeburg,
aber weniger aus innerem Drang, als weil ihnen ihre Stellung
zum Kaiser keine andere Wahl liess. Dagegen verstand sich
der Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg, der von
dem katholischen Grafen von Schwarzenberg beraten war, trotz
seiner nahen verwandtschaftlichen Beziehungen zu Gustav Adolf2)
nur gezwungen und erst im Jahre 1631 nach Magdeburgs Fall
zu einem Vertrag mit ihm, der ihm eine sichere Rückzugslinie
nach der Küste verbürgte. Der Kurfürst von Sachsen aber führte
auf einem Fürstenkonvent zu Leipzig Anfang 1631 den
Beschluss herbei, dass man sich neutral verhalten, dagegen vom
Kaiser die Aufhebung des Restitutionsediktes verlangen wolle.
So war der Eifer des Schwedenkönigs lahm gelegt. Darum
war er auch ausserstande, dem von Tilty3) schwer bedrängten
J) Geboren 1594.
2) Georg Wilhelms Schwester war die Gemahlin des Schwedenkönigs.
3) Er war seit Wallensteins Sturz auch kaiserlicher Generalissimus.
Martens, Lehrbuch der Geschichte. III. 4.