fullscreen: Geschichte des Altertums (Teil 1)

Alexandros des Große. 
157 
I. Alexandros in Makedonien und 
Griechenland. 
Auf König Philipp folgte ein größerer Herrscher, sein zwanzig¬ 
jähriger Sohn Alexandros (Fig. 153), dem die Geschichte den Bei¬ 
namen des Großen verliehen hat in Hinsicht auf die ans Wunderbare 
grenzenden Erfolge, die er in nur dreizehnjähriger Regierung zu er¬ 
ringen wußte, und auf die tief einschneidende Bedeutung, welche das 
kurze Leben des Mannes für die Gestaltung der Welt des Altertums 
hatte. Hier traf die Gunst der Zeitverhältnisse zusammen mit dem 
genialen Geistesflug eines ebenso scharfblickenden wie tatkräftigen 
Herrschers, dem auch trotz mancher entstellenden Schatten ein ge¬ 
wisser Adel der Gesinnung sich nicht absprechen läßt. 
Der feurige Knabe und Jüngling, der schon früh Proben eines 
seltenen Mutes ablegte (die Bändigung des Rosses Bukephälos), 
genoß den Unterricht des Aristoteles, des umfassendsten philosophi¬ 
schen Geistes, den das Altertum hervorgebracht hat. Mit achtzehn 
Jahren rettete er seinem Vater den Sieg von Chäroneia. Als er zwei 
Jahre später den Thron bestieg, warteten seiner große, vom Vater 
hinterlassene Aufgaben, vor allem die, welche sich dieser als Lebens¬ 
ziel gesetzt hatte, die Eroberung des Perserreiches. 
Zuvor aber gab es in nächster Nähe zu tun; denn alle Nach¬ 
barn des Makedonenreiches dachten, nun sei die Zeit der Vergeltung 
gekommen. Namentlich trafen Athen und Theben Anstalten, die 
vermeintlich günstige Gelegenheit auszunützen. Doch wie der Blitz 
war der Makedonenkönig an den Thermopylen und unterdrückte durch 
sein bloßes Erscheinen jeden Widerstand. In Korinth über¬ 
trugen ihm in gleicher Weise wie seinem Vater die Abgeordneten 
der griechischen Staaten — nur Sparta hielt sich grollend fern 
— das Feldherrnamt gegen die Perser. Während er hierauf 
einen siegreichen Zug gegen die Thrakier und andere Völker im 
Norden unternahm, verbreitete sich die Nachricht, er sei gefallen. 
Da erhob sich sofort Th eben zur Abschüttelung des makedonischen 
Joches. Aber schon stand auch Alexandros in Böotien, und am 
dritten Tag, nachdem er vor der Stadt angekommen, war sie er¬ 
stürmt. Mit völliger Zerstörung — nur das Haus Pindars blieb 
verschont — büßte sie ihre Übereilung; und die Athener, welche 
darauf gewartet hatten, sich den Thebanern anzuschließen, beglück¬ 
wünschten Alexandros zu seinem Sieg und beeilten sich, jede Ver¬ 
stimmung zu beseitigen, indem sie die Bestrafung der Führer der 
antimakedonischen Partei versprachen.
	        
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