Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

336 § 71: Constantin u. seine Nachfolger bis zur Reichsteilung des Theodosias. 
III. Das Reich bis zur Teilung1 des 
Theodosius 395. 
Der von den Truppen an Julians Stelle zum Augustus aus¬ 
gerufene Jovian, ein eifriger Christ, setzte alsbald das Christentum 
wieder in seine früheren Rechte ein. 
A. Als er nach kaum achtmonatlicher Regierung starb, kam, 
wiederum durch Wahl des Heeres, der energische Valentinian I. 
(364 bis 375) auf den Thron. Er behielt sich bloß die Regierung 
des Westens vor, welche er von Mailand aus leitete, und übertrug 
die des Ostens mit dem Sitz in Konstantinopel seinem Bruder ValeilS 
(364 bis 378). Valentinian hatte fast ununterbrochen Kämpfe gegen 
die allenthalben im Norden andringenden Barbaren zu bestehen; das 
rechtsrheinische Gebiet mußte er bereits den Alemannen überlassen. 
Im Osten führte Valens nicht unrühmlich gegen die Goten und die 
Perser Krieg, erlag aber 378 in der Schlacht bei Adrianopel 
gegen die ersteren1). 
B. An seiner Stelle wurde im Osten im folgenden Jahr 
Theodosius I., „der Große“, zum Augustus erhoben (379 bis 395), 
ein hochgebildeter Mann und vorzüglicher Feldherr. Er fand sich 
zunächst mit den Goten, die bisher die Balkanhalbinsel geplündert 
und verwüstet hatten, dadurch ab, daß er ihnen Wohnsitze in 
Thrakien und Makedonien anwies. Endlich vereinigte er 394, 
nachdem inzwischen das Haus Valentinians ausgestorben und einige 
Usurpatoren beseitigt waren, nochmals das gesamte Römische 
lteich auf kurze Zeit in einer Hand. Schon zu Anfang des nächsten 
Jahres starb er, und es erfolgte seinem Willen gemäß eine neue 
Teilung. 
Unter Theodosius errang die Orthodoxie der katholischen 
Kirche, deren hervorragendster Vertreter damals der Bischof 
Ambrosius von Mailand war, mit Hülfe des Kaisers im ganzen Reich 
den Sieg über die abweichenden christlichen Glaubensrichtungen, 
namentlich den Arianismus, wie auch über das Heidentum. Die 
Arianer verloren ihre Kirchen, den Heiden wurde unter Androhung 
strenger Strafen jede Ausübung ihres Kultus verboten. Theodosius 
war selbst ein gläubiger, gehorsamer Sohn der Kirche, wie er 
namentlich dem Bischof Ambrosius gegenüber bewies. Als ihn 
nämlich dieser aufforderte Buße zu tun, weil er durch ein greuel¬ 
volles Gemetzel unter dem Volk in Thessalonich Blutschuld auf sich 
geladen hatte, und als er ihm mit Ausschließung von der Abendmahls- 
*) Näheres hierüber im zweiten Teil.
	        
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