Full text: Deutsche Poesie von den Romantikern bis auf die Gegenwart

Konrad Ferdinand Meher. 
Tausend Gilbert gibt's in London!“ Doch sie sucht und wird nicht matt. 
„Labe dich mit Trank und Speise!“ Doch sie wird von Tränen satt. 
4. „Gilbert!“ „Nichts als Gilbert? Weißt du keine andern Worte? Nein?“ 
„Gilbert!“ ... „Hört, das wird der weiland Pilger Gilbert Becket sein — 
Den gebräunt in Sklavenketten glüher Wüste Sonnenschein — 
Dem die Bande löste heimlich eines Emirs Töchterlein!“ 
5. „Pilgrim Gilbert Becket!“ dröhnt es, braust es längs der Themse Strand. 
Sieh, da kommt er ihr entgegen, von des Volkes Mund genannt; 
Über seine Schwelle führt er, die das Ziel der Reise fand. 
Liebe wandert mit zwei Worten gläubig über Meer und Land. 
921. Konradins Knappe. 
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1. „Auf diesem kurzen Bergesrasen hier, 
Nur wen'ge Monde sind es, zechten wir, 
Er und das Edelvolk, in hohem Raum — 
Und drüben war Italien wie ein Traum. 
2. In diesem Passe lagen wir gestreckt; 
Der Staufe hat mich minniglich geneckt. 
Nicht blöde, Hans! Sprich! Was begehrst du gleich? 
Ich geb' es dir in meinem Königreich!“ 
3. Dann klomm die Fahrt an Wänden schwarz und kahl, 
Wo ich der Mutter Gottes mich empfahl. 
Noch eh' ich Amen sagte, glitt mein Tier — 
Der Staufen und die Sinne schwanden mir. 
4. Dann lag ich im Hospize fieberbang, 
Wo ich verzweifelnd mit den Mönchen rang. 
Ich focht und schrie: ,Dem jungen Staufen nach! 
Hie Napoli!‘ bis ich zusammenbrach. 
5. Jetzt schlepp' ich jeden Tag mich hier empor, 
Wo ich den Staufen aus dem Blick verlor. 
Genesen ist der Leib, die Seele schmerzt, 
Denn all mein Erdenglück hab' ich verscherzt. 
6. Und zög' ich heut', ich käme doch zu spät; 
Schon krönte sich die junge Majestät; 
Das Edelblut empfing den Ritterschlag; 
Ich aber fluche meinem Unglückstag.“ — 
7. Ein Knechtlein kommt bergüber. „Gib Bescheid! 
Der Staufenknabe thront in Herrlichleit?“ — 
„Ja, Herr! Er litt gemach den Todesstreich 
Und thront getröstet nun im Himmelreich.“ 
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