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vor den König gebracht wurde. Heinrich hoffte durch ihn die Unterwer-
fnng der Stadt herbeiführen zu können; doch belehrte ihn ein aufgefangener
Brief Tebaldos, in dem die Brescianer zu tapferem Ausharren auf-
gefordert wurden, über die wahre Gesinnung des Mannes, dem er zahl-
reiche Beweise der Freundschaft gegeben hatte. Das grausame Urteil, das
er am 20. Juni über den unglücklichen Brusati wegen Hochverrats fällte
und zur Ausführung bringen ließ/) machte jede Verständigung mit den
Brescianern unmöglich. Mit unmenschlicher Grausamkeit wurde fortan auf
beiden Seiten der Krieg geführt. Den glücklichen Fortgang der Belagerung
wußten die Städter durch einen geschickten und erfolgreichen Überfall der
feindlichen Belagerungsmaschinen aufzuhalten, die sie in der Nacht des 23. Juni
verbrannten. Kaum waren nach wochenlanger Arbeit neue herbeigeschafft
worden, so gelang es ihnen, bei einem neuen Ausfall auch diese zu ver-
Nichten (27. Juli). Graf Walram von Lützelburg, des Königs Bruder,
erhielt in diesem Kampfe eine Wunde, die nach sechs Tagen seinen Tod her-
beiführte?) Schlimmeres Ungemach brachte der August. Unter dem Einfluß
der italienischen Sonne brach eine Seuche unter den Belagerern aus, die das
Heer bedenklich lichtete und auch aus der Umgebung des Königs ihre Opfer
fordertet) Herzog Leopold von Österreich ließ sich krank nach Venedig
und von da über die Alpen bringen, Guido von Flandern erlag der Krank-
heit in Pavia, Bischof Aimo von Genf auf der Heimreise. Am 7. August traf
eine päpstliche Gesandtschaft im Lager ein, um Heinrich ein auf die Kaiser-
kröuuug bezügliches Schreiben zu überreichen.4) Die Überbringer desselben,
die Kardinäle Arnald von Frangerii und Lucas von Fiesco ver-
handelten im Auftrage des Königs mit den Brescianern über eine freiwillige
Unterwerfung, wurden jedoch zurückgewiesen. Heinrich wagte deshalb am
20. August einen allgemeinen Sturm; aber ohne Erfolg: am Abend mußte
sich das deutsche Heer ermattet zurückziehen/) Wer weiß, wie lange die Stadt
noch widerstanden hätte, wäre nicht auch in ihr selbst die Pest ausgebrochen/')
Sie lähmte den Mut der tapferen Bürger; trotz der Versprechungen florenti-
nischer Gesandten ^) suchten sie die Gnade des Königs, dessen Heer kurz zuvor
neue Verstärkung aus Deutschland erhalten hatte. Am 18. September kam
unter Vermittlung der Kardinäle und des Patriarchen OttobonnsvonAqni-
1) Bonaini I, 179flg. Das Urteil selbst lautet S. 181: quod ipse propter
prodi tiones per eum commissas et factas trainetur (! tramer frz. !) per castra
nostri exercitus et postea suspendatur ad furcas, ita quod penitus moriatur;
et propter homicidia per eum et eius opera et consilio commissa caput ampu-
tetur eidem; et propter alia commissa, facta et perpetrata et attentata per
eum corde et animo, eius interiora comburantur ad ignem; et etiam propter
alia commissa per cum contra nos et gentem nostram bustus eius dividatur
in 4 partes, quarum quelibet pars ponatur ad rotam in 4 et diversis partibus
nostri exercitus. Vgl. Alb. Muss. III, 7 (M. 373 flg.), Bazano, Chron. Mutin.
(Mur. XV, 570). 2) Alb. Muss. III, 13 (M. 382). Nie. Botr. 86. Gesta Baldew. II,
12 (p. 219). Chron. Mutin. (Mur. XV, 571). 3) Alb Muss. IV, 5 (M. 392 flg.) -
Cecidere ex Ducibus Germanorum Gallorumque 4 millia et LXX, ut in con-
scriptorum registro compertum est, militum hastatorum 7 millia septingenti;
e plebe numerus infinitus. 4) Bonaini I, 186flg. dat. v. 8. Juli 1311. Uber
die päpstliche Gesandtschaft s. Alb. Muss. IV, 1 (M. 383 flg.). 5) Muss. IV, 3
(M. 389 flg.). Malvecius (Mur. XIV, 973). 6) Muss. IV, 5 (M. 393). 7) Man
Vgl. die Briefe von Florenz, v. 31. August, 9., 13., 16., 17. September 1311 bei
Bonaini II, 36, 38flg., 41 flg., 43flg.