Full text: Geschichte des Mittelalters (Hälfte 1)

des Brandenburgers die Oberhand gewonnen hatte, benutzte ihren Einfluß 
sofort zu einer Reaktion gegen das von Ottokar gepflegte Deutschtum, die 
bald auch in der Litteratur ihren Ausdruck fand.1) Die deutschen Städte 
und die Anhänger der Königin Kunigunde sahen sich dem czechischen 
Nationalhaß ausgesetzt, aus alle Weise versolgt und beeinträchtigt. Die Köni- 
gin selbst wurde vom Markgrasen gefangen genommen, entkam jedoch ihrer 
Haft und begab sich nach Troppan,^) das ihr im Sedletzer Vertrag als Ent- 
schädignng zugewiesen worden war.3) Um sich dem deutschgesinnten Adel 
noch mehr zu verbinden, vermählte sie sich mit dem Ritter Zawisch von 
Rosenberg/) mit Hilse der mährischen Edlen suchte sie sich gegen Her- 
zog Wladislaus von Oppelns und gegen Herzog Nikolaus, einen uu- 
ehelichen Sohn Ottokars, dem der Vater die Herrschaft Troppan zu erb- 
lichem Besitze zugedacht hatte, zu wehren. 
Um den böhmischen Wirren ein Ende zu machen, unternahm Ru- 
dolf im Herbst 1280 noch einen Zug gegen Markgraf Otto.°) Als 
eine Folge feines Eingreifens in das Parteigetriebe mag es zu betrachten 
sein, daß Otto gegen das Ende des Jahres mit seinen wilden branden- 
burgischen Reitern das Land verließ. An seiner Statt führten Bischof To- 
bias von Prag und Diebold von Riesenberg7) die Regierung, ohne 
daß der Markgras die ihm zugesprochene Vormundschaft über Wenzel auf¬ 
gegeben hätte. Das Regiment des Brandenburgers hat Böhmen viel Geld 
gekostet, denn sür Otto war die Regentschaft nichts als ein Geldgeschäft. 
Ats Statthalter im nördlichen Bezirke Mährens bestellte Rudols nach dem 
Tode des Bischoss Bruno (18. Febr. 1281) den Herzog Albert von Sach- 
sen.8) Mit dem Beginn der selbständigen Regierung Wenzels titt Jahre 
1283 ging die Verwaltung Mährens in die Hände des jungen Königs über. 
6. Ordnung der österreichischen Verhältnisse. 
Rudolf war nach Beendigung des Feldzuges in seine Hauptstadt Wien 
zurückgekehrt, freudig begrüßt von der Bürgerschaft.^) Seine Thätigkeit in 
der folgenden Zeit ist der Verwirklichung des Planes gewidmet, die er- 
wordenen Länder durch Verleihung an seine Söhne in den Besitz seines Hauses 
zu bringen. Durch Erteilung von Privilegien an Adlige und Städte, an 
Kirchen und Klöster bahnte er sich den Weg.10) Den Landfrieden in Österreich 
suchte er durch ein neues, auf zehn Jahre gültiges Friedensgesetz zu wahren, 
dessen Bruch mit scharsen Strafen bedroht wurde.11) In Osterreich und Steter- 
mark war die habsbnrgifche Herrschaft so gut wie gesichert; anders m Kärnten, 
1) Dalimil, der Verfasser der Bunzlauer Reimchronik, ist voll von Haß gegen 
Ottokar, den Freund der Deutschen. 2) Ann. Prag, pars III. (SS. IX, 199 flg.). 
Anon. Welegrad. bei Boczek, Mähren u. s. w. 26. 3) Bodmann cod. 105. 
(Emier II, no. 1154.) 4) Ottokar, Reimchr. Kap. 177,178. Job. Vict. 31L Herrn. 
Altall. Ann. 411. Die nicht standesgemäße Ehe gab zu mannigfachen Gerüchten 
Anlaß: val. Mon. Fürstenf. 9. 5) Den Vergleich mit Wladislaus stehe ßet Emier II, 
no 1196. 6) Heinr. Heimburg. Ann. (XVII, 717). Cont. Vindob. 712. 7) Ann. 
Prag, pars III, 202 flg. Die unter Vorsitz des Bischofs Tobias von den böhmischen 
Baronen gefaßten Beschlüsse zur Aufrechterhaltung des Friedens, datiert vom 21. Mai 
1281, s. bei Emier II, no. 1238. 8) Heinr. Heimb. Ann. 717. 9) Reimchr Kap. 
181. 10) Vgl. Kopp I, 325flg. ll) Kurz, Osterreich unter den Königen Ottokar 
und Albrecht IL, 190flg.
	        
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