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Mittlere Geschichte.
Condottiere Franz Sforza mehr durch -sein Schwert als durch seine
Verheiratung mit der natürlichen Tochter des letzten Visconti, Bianca,
die Herrschaft über Mailand, in deren Besitz seine Nachkommen seit
1499 durch die Franzosen beunruhigt wurden.
Florenz war 1282 ein demokratischer Freistaat geworden, ein
Gonsaloniere oder Bannerherr sollte später in äußern Kriegen an
seine Spitze treten. Nach vielen Unruhen erhielten seit dem fünfzehnten
Jahrhundert die Medici, eine Kaufmannsfamilie, durch Reichthum
und Klugheit den größten Einfluß. Nach dem Tode des Johann
Medici 1428 wurde sein Sohn Cosimo noch bedeutender. Nach seiner
kurzen Vertreibung von 1433—1434, der eine glänzende Zurückberu¬
fung durchs Volk bald folgte, war feine Herrschaft bis zu seinem Tode
unbestritten. Sein Sohn Pietro hatte 1469 seine beiden Söhne
Lorenz und Julian zu Nachfolgern; nachdem letzterer aber 1478 in
der Verschwörung der Pazzi gefallen war, herrschte Lorenz, der
Prächtige genannt, bis zu seinem Tode 1492, als Vater der Fürsten
geehrt. Er legte die Capitalien der Familie in Landbesitz an und
zeigte sich als großmüthigen Begünstiger der neu erwachten classischen
Studien. Nach seinem Tode wurde sein unkluger Sohn Pietro 1494
beim Einfall der Franzosen vertrieben und die Republik wieder herge<
stellt, aber unter innern Unruhen, in denen der Dominicanermönch
Savonarola, der rücksichtslos auf innere Besserung drang, 1498
den Feuertod erlitt. 1512 kehrten auch schon die Mediceer zurück und
obgleich 1527 aufs neue vertrieben, setzte doch Kaiser Karl V. Alexan-
d ern aus dieser Familie nach der Eroberung von Florenz 1530 zum
Herzog ein, ein Titel, den Philipp 11. noch im sechzehnten Jahrhundert
zu dem eines Großherzogs von Toscana erhöhte.
Höchst bedeutend ist die Geschichte der Päpste vom deutschen Ge¬
schichtsschreiber Ranke.
Die Päpste strebten, nachdem sie nach der Beendigung des Con¬
cils von Basel 1449 in der geistlichen Herrschaft mit Mühe obgesiegt
hatten, mehr nach weltlicher Macht. Ein gelehrter Papst war Pius II.
(1458—1464), mit seinem früheren Namen Aeneas Sylvius; der
schlimmste aller Päpste war Alexander VI. aus dem spanischen Hause
Borgia, dessen Sohn Cesar für kurze Zeit weltlicher Fürst wurde.
Die Bildung des Kirchenstaats ungefähr in den späteren Gränzen ge¬
lang aber erst dem kriegerischen Papst Julius II. von 1503 1513,
worauf Leo X., ein Mediceer, 1513 — 1522, ein in den classischen
Studien des Alterthums fein gebildeter Geist, regierte.
In Neapel regierten feit 1266 die Anjou und unter ihnen zwei