Die französische Revolution. "71
die malische Hauptarmee einzuschließen und zur Ubergabe zu zwingen.
Das war entscheidend: England erkannte in dem Frieden zu Ner-
sailles die Unahängigkeit Nordamerikas an.
Washington legte seine Würde nieder und kehrte in die Einsamkeit
des Landlebens zurück. Aber die Regierung der einzelnen Staaten war
noch nicht geordnet, und unter ihnen bestand kein Zusammenhang. Ein-
stimmig berief man daher Washington, daß er dem durch ihn befreiten
Lande auch eine Verfassung gebe. Mit großer Selbstverleugnung vertauschte
er die Ruhe seines ländlichen Aufenthalts mit den Sorgen der Staats¬
verwaltung. Unter seinem Vorsitze ward nun eine Verfassung beraten,
die 1789 ins Leben trat. Danach bilden die „Vereinigten Staaten
von Nordamerika" eine Bundes-Republik mit einem Präsidenten
an der Spitze, der alle vier Jahre neu gewählt wird. Washington bekleidete
dies Amt noch acht Jahre lang. In seinem Testamente (1799) schenkte
er allen seinen Sklaven die Freiheit und bestimmte große Summen für
wohlthätige Zwecke. Seine Gebeine ruhen in der ihm zu Ehren er-
bauten Bundesstadt der vereinigten Staaten, in Washington. — Auch
Franklin hat die Freiheit Nordamerikas noch erlebt; er hat selber im
" Austrage seines Vaterlandes den Friedensvertrag unterzeichnet. Sem
späteres Leben war ganz dem Wohlthun gewidmet; als er (1790) starb,
folgte ganz Philadelphia seinem Sarge.
A) Die französische Revolution; R78S.
a. Ursachen derselben. Friedrich der Große hatte bei seiner letzten
Begegnung mit seinem Großneffen, dem späteren Könige Friedrich
Wilhelm III., gesagt: „Ich fürchte, nach meinem Tode wird es bunt
durcheinander gehen. Überall liegen Gährungsstoffe, vorzüglich in
Frankreich, und leider nähren sie die regierenden Herren, statt sie zu
beruhigen." Die letzten Könige Frankreichs hatten dem Lande zum
Unsegen regiert. Ludwig XIV. folgte bei seiner Regierung dem Grund-
satze: „Der Staat bin ich!" Das Volk wurde in einer knechtischen Unter-
würsigkeit gehalten und von dem Adel und der Geistlichkeit ungestraft
unterdrückt und ausgesogen. Die Sinnlosigkeit und Verschwendung
erreichte unter ihm eine unbeschreibliche Höhe. Unter seinem Nachfolger
Ludwig XV. dauerte die Sittenlosiakeit und Verschwendung fort; der
Mnig' ließ sich und sein Volk durch seine Minister und Weiber, nament-
lieh durch die Pomp a d^ur, leiten. Während aber Frankreich unter
Ludwig XIV. ssch" noch Rühm und Länderbesitz erwarb, verlor es im
siebenjährigen Land- und Seekriege (1756—1763) in Deutschland und
Amerika seinen Kriegsruhm und hier' Kolonieen und erhielt
noch dazu eine unermeßliche Staatsschuld, die durch die"Verschwendung
des Königs bis zu dessen TodT auf'TüOO Millionen Franken anwuchs.
Dazu war die Rechtspflege parteiisch,' und die öffentlichen Amter wurden
an Günstlinge oder an Meistbietende vergeben. Neben dem Adel, dem
ersten, und der Geistlichkeit, dem zweiten Stande, wurde der dritte
Stand (Bürger und Bauern) für nichts geachtet. Adel und Geistlich-
keit besaßen zwei Drittel des Bodens in Frankreich; das letzte Drittel