Object: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des Achtzehnten Jahrhunderts (Teil 2)

Das deutsche Volksleben am Ende des 18. Jahrhunderts. 
man behaglich den Kaffee; obgleich Friedrichs des Großen Stempel ihn er¬ 
heblich berteuert hatte, mochte man den Trnnk doch nicht entbehren: selbst 
der Arme schätzte ihn als einziges Mittel, sich innerlich aufzuwärmen. Auf 
dem Dorfe blieb man noch länger bei der Hafersuppe. Stellte sich nach¬ 
mittags Besuch ein, dann braute die Hausfrau wohl auch eine Kanne Tee 
Nachbarsfrauen und Gevattersleute besuchten sich häufig, und wenn es dabei 
ohne Klatscherei nicht abging, so muß zur Entschuldigung dienen, daß es noch 
nicht überall Tagesblätter gab, welche die Neuigkeiten jedem schon zum Morgen¬ 
kaffee brachten. Nach dem Abendessen trafen sich Nachbarn und Bekannte bei 
einem Glase Bier in den Bierstuben; außer Bier, Licht und Fidibus zum An¬ 
zünden der Pfeifen wurde hier nichts verabreicht. Da saßen denn die Männer im 
Hausrock und in Pantoffeln um die großen, eichenen Tische und unterhielten sich 
über die Geschehnisse des Tages und über besondere Ereignisse, die das Wochen- 
blatt ans entfernteren Gegenden berichtet hatte. Dabei zogen sie aus den weißen 
holländischen Tonpfeifen von V, bis 1 m Länge dicke Rauchwolken; Leute 
geringeren Standes führten die kurze, spannenlange Tonpfeife. Jeder Rau¬ 
cher führte einen ledernen, mit Perlen und Seide bestickten Tabaksbeutel bei sich. 
Zigarren waren damals noch selten. Aber der Schnupftabak war neben der 
Pfeife allbeliebt, sogar bei Frauen. Während der Hausherr des Abends im 
Wirtshause saß, plauderte die Gattin daheim mit der Nachbarin aus der stei¬ 
nernen Bank vor der Haustür oder auf der Holzbank am großen Kachelofen. Sehr 
lange brauchte sie auf die Rückkehr des Gatten nicht zu warten; der Meister 
kam pünktlich heim, denn am nächsten Morgen ging es beizeiten wieder an 
die Arbeit. — So verlies das Leben im Bürgerhause einförmig und regel¬ 
mäßig, bis auf die kleinen Festlichkeiten, zu denen sich im Winter bekannte 
Familien gern und oft versammelten. Da wurde auch ein Tänzchen gemacht, 
und in den Pausen belustigte man sich beim Pfänderspiel. Frauen unb 
Mädchen fanden sich regelmäßig in den Spinnstuben ein; beim Schnurren 
der Spindeln wurde gesungen und gescherzt. (Böe.) 
Überschrift? 
Zusammenfassung: Das häusliche Leben der 
Bürger. 
b) An schönen Sonntagnachmittagen begab man sich hinaus aufs Dorf, 
um sich an einem Glas Semmelmilch zu laben, oder man besuchte die öffent¬ 
lichen Kaffeegärten in der Vorstadt. Bei anspruchsloser Musik und einigen 
bunten Lampen drängten sich hier Hoch und Niedrig, Groß und Klein. Wohl 
saßen dabei die Familien nach Tischen geschieden; aber man ließ sich sehen 
und konnte beobachten. Vater und Mutter hielten streng auf sittsames Ver¬ 
halten der Kinder. Sparsame Hausfrauen brachten wohl auch in Tüten 
Zucker und Kuchen von Haufe mit. In den großen Städten und zumal in 
Berlin lebte man schon nicht mehr so einfach und anspruchslos. Theater, 
Konzerte und öffentliche Tanzbelusttgmtgen wechselten einander ab. Biergärten, 
Wem- und Branntweinstuben wurden zahlreich besucht. Da verschwand 
vieles von der alten Einfachheit und Biederkeit. Die Hausfrauen mochten 
nicht mehr selber den Haushalt besorgen; wer's erschwingen konnte, hielt sich 
Dienstboten und Köchinnen, die die Arbeit in Haus und Küche verrichteten. 
Die Frau des Hauses ließ sich von der Schneiderin ihre Kleider nach der 
neuesten Mode nähen, ging in die Gesellschaft oder besuchte Theater unb 
Konzerte.
	        
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