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die durch ihre Beobachtungen Vorläuferin der Wissenschaft der Astronomie 
wurde (Chaldaei bei den Römern = mathematici = Astrologen). Diese Beob¬ 
achtungen und Weissagungen waren Sache der Priester, an deren Spitze und 
über denen der König stand. 
Das Jahr, ein Mondjahr von 360 Tagen, wurde, wie der Tierkreis (Zo¬ 
diakus) 111 12 Teile, in 12 Monate zerlegt, zu denen von Zeit zu Zeit ein 
Schaltmonat hinzukam, die Woche wohl nach den 7 Planeten in 7 Tage. Auch 
entstand hier auf Grund eines (jedoch nicht ausschliesslich) herrschenden Sexa- 
gesimalsystems die Einteilung der Laufbahn der Sonne und damit jedes 
Kreises, und ebenso der Stunden, in 60 Minuten. Die sog. Keilschrift, bei der 
Urbevölkerung Babyloniens aus einer hieroglyphischen (= Bilder-)Schrift ent¬ 
wickelt, bildete ihre sämtlichen Gegenstands- oder Lautzeichen durch Kombi¬ 
nation der fünf Keile T >— ^ ^ ^ und wurde von den Elamiten, den 
vorarischen Armeniern und später von den Persern sehr vereinfacht. Bei den 
Babyloniern und Assyriern wurde sie nur von den Priestern und einem be¬ 
sonderen Schreiberstande geübt und zum Teil auf Thontafeln eingeritzt. Teile 
von Bibliotheken aus babylonischen Tempeln oder Palästen assyrischer 
Könige hat man aufgefunden. 
Da Babylonien arm an Steinen ist, wurden die Tempel und die meist 
grösseren Königspaläste aus, an der Sonne gedörrten oder gebrannten, Ziegeln 
erbaut, und so verfuhren auch die überhaupt in der Kultur von Babylonien 
abhängigen Assyrer im allgemeinen, obwohl ihr Land Bausteine darbietet; 
nur gebrauchten sie statt der Holz- auch Steinsäulen. Bogenbau war bekannt 
und wurde geübt. Der Plastik war ein Realismus eigen, der nicht selten ins 
Uebertriebene, Rohe und Derbe ausartete. 
Die Könige, die neben dem Kriege besonders fleissig der Jagd auf Avilde 
Tiere oblagen, waren unumschränkt. Im Kriege wurden die Pferde sowohl au 
Streitwagen, als zum Reiten verwendet. Belagerungsmaschinen und Minenbau 
waren gebräuchlich. 
§ 4. Die Aegypter. 
Der schmale, bis zum Delta meistens von Felswänden um¬ 
rahmte, ungefähr 29000 qkm = 525 QM umfassende, also an 
Umfang1 etwa Belgien gleichkommende Streifen kulturfähigen 
Landes, das der Nil vom ersten, d. h. untersten Katarakt 
bei Assuan an durchströmt, wird mit einem griechischen, zuerst 
den Strom bezeichnenden Namen als Aegypten bezeichnet (bei 
den alten Aegyptern „Kemt“). Dieses Land, das in Ober¬ 
ägypten 4—30 km breit ist, während in Unterägypten, das einige 
Meilen oberhalb des heutigen Kairo begann, das „Delta“ nach 
und nach zu einer Breite von 300 km sich erweitert, ist ein 
„Geschenk des Nil“ (Herodot), und das Mass seiner Fruchtbarkeit 
wird jedes Jahr bestimmt durch die Ueberschivemmung, welche, 
von den in den Quellgebieten niederfallenden tropischen Ge¬ 
witterregen bewirkt, in Oberägypten Ende Mai beginnt und 
Anfangs Oktober ihren Höhepunkt erreicht. Die Ueberschwem- 
mung lagert immer wieder schwarzen Schlamm ab, und das im 
ganzen regen- und quellenlose Land hat nur Nilwasser. Kanäle, 
Deiche und Stauwerke waren zu errichten, um Eintritt und Aus-
	        
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