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tritt des Wassers zu bewirken und zu regulieren. Diese Not¬ 
wendigkeit führte wie zu früher Ausbildung- technischer Geschick¬ 
lichkeit, so zu festem Zusammenschluss in straff regierten und 
verwalteten Gemeinwesen und zur Unfreiheit der Bauern. Andrer¬ 
seits erhielt sich, da die langgestreckte Gestalt des Landes den 
Verkehr erschwerte, ein zäher Partikularismus der Gaue und 
Städte. Die lange Zeit selbständigen Gaue schlossen sich zuerst 
in zwei Reiche zusammen, in das Reich des Südens, d. li. Ober¬ 
ägypten, und das Reich des Nordens, d. h. das allem nach erst 
später kultivierte Unterägypten*). A on Oberägypten aus wurden 
die zwei Reiche vereinigt, wohl durch den ältesten uns bekannten 
König Mena (spätestens um 3200). Damals war Kultur, staat¬ 
liche und gesellschaftliche Ordnung schon fest begründet und 
sehr entwickelt; Litteratur und Schrift schon vorhanden. Um die 
Heiligtümer des Ptah und die Residenzbauten der Könige des 
geeinten Reiches entstand nach und nach die Stadt Memphis. 
Die erste Hauptperiode, die des „alten Reiches“ (3. ^.Dy¬ 
nastie2), um 2800—2500) bezeichnet man auch als die Zeit der 
(aus Stein oder auch aus Ziegeln bestehenden) Pyramiden, 
nach oben spitz zulaufender Grabhügel mit quadratischer Basis, 
die sich die Könige erbauten. Die zwei grössten beim heutigen 
G'ize stammen von Chufu (Cheops)3), diese jetzt 138 m kocli, 
und von Chäfre (Xe(pQrjv), jetzt 136 m hoch (Zeit um 2800 2700). 
Bei jeder Pyramide wurde ein dem Kult des Königs dienender 
Tempel erbaut. Der Sphinx von Gize (ein Mischwesen aus einem 
Löwenleib und dem Kopfe eines Königs), vom Scheitel bis zum 
Fussboden etwa 20 m hoch, ist wohl jüngerer Entstehung. Um 
die Pyramiden des Königs herum erbauten sich seine Hof- und 
Staatsbeamten ihre „Häuser der Ewigkeit“, die sog. Mastaba 
(arab. = Bank), massive rechteckige Bauten, die einen tiefen, 
senkrecht zu der den Sarg bergenden Nische hinabführenden 
Schacht überdecken. Als die Einheit des Reichs sich immer 
mehr lockerte, errichteten sich die Glieder des aus den hohen 
Beamten entstandenen Erbadels meist in die Felsen gehauene 
Gräber fern von der königlichen Residenz, vielfach beim Haupt¬ 
orte ihres Gaues. Die Pyramiden wurden immer kleiner und aus 
schlechterem Material errichtet. 
Eine lange, dunkle Zeit innerer Wirren und Usurpationen 
1) ln römischer Zeit teüte man ein in Ober-, Mittel- und Unterägypten. 
2) Die ägyptische Geschichte gliedert man herkömmlich nach Dynastien 
(im ganzen 31). , 0 . 
3) Die zahl der in der Cheopspyramide verwendeten Steine, die so ziem¬ 
lich alle von der Ostseite des Stroms herüberzuschaffen waren und je etwa 
1,4 cm Inhalt haben, wird auf rund 2 300000 berechnet.
	        
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