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101. Heinrich der Vogelsteller.
31. Da spricht der König in mildem Ton:
„Steh auf, du Schwester mein!
Um diesen deinen lieben Sohn
soll dir verziehen sein."
5 32. Frau Berta hebt sich freudenvoll:
„Lieb Bruder mein, wohlan!
Klein Roland dir vergelten soll,
was du mir Gut's getan,
33. soll werden seinem König gleich,
10 ein hohes Heldenbild;
soll führen die Färb' von manchem Reich
in seinem Banner und Schild:
34. soll greifen in manches Königs Tisch
mit seiner freien Hand;
15 soll bringen zu Heil und Ehre frisch
sein seufzend Mutterland."
161. Heinrich der Vogelsteller.
Von Johann Nepomuk Vogl.
1. Äerr Heinrich sitzt am Bogelherd
20 recht froh und wohlgemut;
aus tausend Perlen blinkt lind blitzt
der Morgenröte Glut.
2. In Wies' und Feld und Wald und Au —
horch, welch ein süßer Schall!
25 Der Lerche Sang, der Wachtel Schlag,
die süße Nachtigall!
3. Herr Heinrich schaut so fröhlich drein:
„Wie schön ist heut' die Welt!
Was gilt's'? Heut' gibt'S 'nen guten Fang!"
30 Er lugt zum Himmelszelt.
4. Er lauscht und streicht sich von der Stirn
das blondgeloäic Haar.
„Ei doch! Was sprengt denn dort herauf
für eine Reiterschar'?"