Full text: [Teil 2 = Kl. 6 u. 5] (Teil 2 = Kl. 6 u. 5)

sich mit Festspielen. Nackte Jünglinge führten einen Tanz zwischen 
bloßen, in die Erde gesteckten Schwertern und Spießen auf. Viele 
spielten Würfel, bis der Abend kam, und jeder legte sich dann da zur 
Ruhe, wo er ein passendes Plätzchen fand. Am folgenden Tage wurde 
an der Befestigung der Wallbnrg gearbeitet, während eine Abteilung 5 
Nahrungsmittel herbeischaffte. 
Eines Morgens sahen die Sachsen, wie sich plötzlich die umliegenden 
Täler mit den Scharen König Karls anfüllten. Bald begann der Sturm 
der Franken. Es war ein furchtbares Toben um den Berg. Die 
tausendjährigen Eichen hatten einen solchen Kampf noch nicht gesehen. 10 
Die Sachsen waren tut Nachteil, weil König Karl durch die Zahl seiner 
Krieger ihnen bedeutend überlegen war. Von allen Seiten stürmten die 
Franken heran. Die Sachsen wehrten sich tapfer. Aus einem verborgenen 
Gange fielen sie den Feinden in den Rücken und streckten mehrere der¬ 
selben nieder. An der Spitze kämpfte der Herzog Wittekind. Seine 15 
Angen suchten den Frankenkönig. Karl hielt im Walde und leitete den 
Angriff. Als seine Ritter die Heranstürmenden sahen, warfen sie sich 
ihnen mit aller Macht entgegen und hätten sie bald, da von allen Seiten 
Hilfe kam, gefangen. Nur durch Wittekinds riesenhafte Stärke und 
Kühnheit gelang es den Sachsen, lebendig den Graben zu durchschreiten 20 
und über den Wall zu klimmen. Ermutigt durch dieses Vordringen 
stürmten die Franken mit neuer Macht heran und gewannen mit ihren 
Sturmleitern die äußere Umwallung. Karl war mitten unter ihnen. Als 
er den Götzenaltar erblickte, warf er mit eigener Hand das Bild des 
Gottes um, schlug mit dem Schwerte aus den Altar und sprach: „Hier 25 
soll eine Kapelle des lebendigen Gottes der Christen stehen, falls mir 
Gott den Sieg gibt!" 
Der Kampf tobte weiter. Auch der innere Wall wurde von den 
Franken erstiegen. Die Sachsen mußten der Übermacht weichen, und ehe 
die Sonne unterging, hatte König Karl die ganze Burg eingenommen. 30 
Ärnsberger Lesebuch. 
241. Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt. Von Karl von Geror. 
1. Als Kaiser Karl zur Schule kam und wollte visitieren, 
da prüft' er scharf das kleine Volk, ihr Schreiben, Buchstabieren, 
ihr Vaterunser, Einmaleins, unb was man lernte mehr, 35 
zum Schlüsse rief die Majestät die Schüler um sich her. 
2. Gleichwie der Hirte schied er da die Böcke von den Schafen, 
zu seiner Rechten hieß er stehn die Fleißigen, die Braven. 
Da stand im groben Linnenkleid manch schlichtes Bürgerkind, 
manch Söhnlein eines armen Knechts von Kaisers Hofgesind'. 
40
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.