131
Tliat nur von Pfalzgraf Johann Casimir (dessen Bruder,
der Kurfürst Ludwig während seines Feldzuges starb) unter¬
stützt, aber ungenügend und nicht nachhaltig. Die Kurie
dagegen ging rasch und energisch vor; von ihr (Mai 1583)
gebannt und abgesetzt unterlag Gebhard dem neuge¬
wählten Ernst, den sein Bruder Wilhelm V. von Bayern,
Spanien und die Kurie unterstützten, in der Kölner Stiftsfehde
(1582—84). Kursachsen und Kurbrandenburg erkannten
Ernst Anfang 1585 als Kurfürsten an. Im Herzogtum
Westfalen beseitigten die Jesuiten den Protestantismus beinahe
ganz; Ernst (seit 1573 Bischof auch von Hildesheim, seit
1581 von Lüttich) wurde 1585 auch Bischof des schon lange
von beiden Parteien umstrittenen Münster. Die Gegenrefor¬
mation wurde auch in Angriff genommen in den ebenfalls über¬
wiegend evangelischen Stiftern Paderborn, Würzburg, Bamberg
und besonders gewaltsam in Salzburg.
Kurze Einigung der Protestanten. Korrespondierende.
Erste Forderung einer Restitution. Für das Reichskammer-
gericht berief Rudolf, da die Reihenfolge an einen protestanti¬
schen Fürsten kam, 1588 keine Revisionskommission ein, was
die Wirksamkeit des Reichskammergerichts zu Gunsten des Reichs¬
hofrats bedeutend schwächte. In Kursachsen kam nach dem
Tode Augusts (1586) unter dessen Sohn Christian I. der
„Kryptocalvinismus“ nach und nach wieder oben auf, und Kur¬
sachsen schloss sich politisch an Kurpfalz an. Die drei protestan¬
tischen Kurfürsten reichten bei Rudolf 1590 eine Beschwerde¬
schrift ein, in der sie den geistlichen Vorbehalt durchaus ver¬
warfen, Freistellung forderten und sich gegen Eingriffe des Reichs¬
hofrates in die Kompetenz des Reichskammergerichtes erklärten.
In seinem scharf abweisenden Bescheid legte der Kaiser den
Religionsfrieden ganz wie die katholischen Stände aus. 1591
führte Christian von Anhalt ein von einer Vereinigung protestan¬
tischer Fürsten, worunter die drei Kurfürsten, aufgebrachtes
Heer nach Frankreich dem noch protestantischen Heinrich von
Navarra zu. Aber der frühe Tod Christians I. (1591) und die,
von der vormundschaftlichen Regierung des Ernestiners Friedrich
Wilhelm geleitete, streng lutherische Reaktion in Kursachsen, so¬
wie der Tod Johann Casimirs (Anfang 1592), endlich die wenig
energische, aber sehr verschwenderische Regierung Friedrichs IV.
(t 1610) bewirkten, dass der Zusammenschluss unter den Pro¬
testanten sich wieder lockerte. Auf dem ReichstageinRegens-
burg 1594 unterliess es die kursächsische Partei (auch Württem¬
berg), Beschwerden vorzutragen; der sehr weitgehenden Be¬
schwerdeschrift der kur pfälzischen Partei (später „Korrespondenten“,