Gomera, einer der kanarischen Inseln, ab. — Er starb Mai 1506 in ordent¬
lichen Vermögensverhältnissen in Valladolid. In der praktischen, wie in der
theoretischen Nautik war er kein Meister, dagegen besass er gute Beob¬
achtungsgabe (z. B. Deklination der Magnetnadel). Die grosse Energie und
Beharrlichkeit seines Strehens, die auch in seiner unwissenschaftlichen Leicht¬
gläubigkeit und seinem Optimismus eine Stütze hatten, liessen ihn, ohne dass
er sich selbst dessen bewusst wurde, die neue Welt entdecken.
Columbus (span. Christóbal Colón) erreichte 12. Ok¬
tober 1492 eine der Bahäma-Inseln, wahrscheinlich die
heutige Watling-Insel, die er San Salvador benannte. Gold
suchend und im Glauben, in Ostasien zu sein, gelangte er noch
nach Cuba, das er für den östlichsten Vorsprung Asiens hielt, und
nach Haiti (Espannöla), in dem er Japan sah1). 15. März 1493
traf er wieder in Palos ein. Nachdem Papst Alexander VI. in
einer Bulle der Krone von Spanien alle Gebiete zugewiesen hatte,
die jenseits einer 100 Leguas (1 L. — über 5V2 km) westlich
von den Azoren und Capverden vom Nord- zum Südpol laufenden
Linie liegen, welche Grenzbestimmung bei der damaligen Un¬
möglichkeit einer exakten Meridianbestimmung unklar und un¬
durchführbar war, vereinbarten im Vertrag von Tordesillas 1494
Portugal und Spanien, dass ihre Herrschaftssphären durch eine
370 Leguas westlich von den Capverden zu ziehende Linie ge¬
schieden sein sollten.
Die zweite Fahrt des Columbus, mit im ganzen 1500
Mann ausgeführt, worunter Missionare, Bergleute, Ackerbauer,
September 1493 bis Juni 1496, brachte die Entdeckung der
kleinen Antillen, Portorikos und Jamaikas, das, wie
Haiti, vollständig umsegelt wurde. In Haiti glaubte Columbus
das Ophir Salomos gefunden zu haben.
Auf der dritten Fahrt, 1498, bei der er viele Verbrecher
als Kolonisten mitnahm, erreichte er Trinidad und das Orinoko-
Delta, wo er glaubte, dem Paradiese nahe gekommen zu sein.
Der in der Kolonie St. Domingo (Haiti) ausgebrochenen Meuterei
war er nicht gewachsen und suchte seinen Mangel an Verwal¬
tungstalent durch unehrliche Mittel zu ersetzen. Bobadilla, von
der Krone als Untersuchungsrichter abgesandt, schickte Columbus
gefangen und in Ketten 1500 nach Spanien, wo er alsbald in
Freiheit gesetzt wurde. In seine westindische Herrschaft wurde
er aber nicht wieder eingesetzt.
Auf seiner letzten Reise (1502) gedachte er südlich von
Cuba, das er noch für Festland hielt, durch eine Meerenge in
kurzer Fahrt nach dem portugiesischen Indien zu gelangen; als
9 Die Bezeichnung Caníbales für die Bewohner der südlicheren Inseln
bezw. Festlandsküsten ist wohl aus carib = stark wegen des erwünschten
Aüklangs an den (Gross) Chan Gon China) entstanden.