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Edikt über die Judenemancipation (11. März 1812) erlassen und 
das Gleichgewicht im Staatshaushalt unter gleich¬ 
zeitiger Abzahlung von zwei Dritteln der französischen Schuld 
hergestellt.. 
Hand in Hand mit der politischen Neubildung ging eine 
Umwandlung des geistigen Lebens: dass Vaterlands¬ 
liebe und die bürgerlichen Tugenden mehr wert seien als schön¬ 
geistiges Wesen, dass die allgemein menschliche Bildung auf 
der Grundlage heimischer Eigenart und nationaler Selbständig¬ 
keit ruhen müsse, wenn sie nicht in charakterlose Oberflächlich¬ 
keit ausarten solle, dass den religiösen und sittlichen Faktoren 
des Volkslebens die grösste Bedeutung für die Geschicke eines 
Volkes zukommen, dass der Kampf gegen die Fremdherrschaft 
zugleich die elementarste und die heiligste Pflicht sei, waren 
die Ueberzeugungen, mit denen die geistigen Führer des Volks, 
ein J. G. Fichte (seine „Reden an die deutsche Nation“ 1808), 
Ernst Moritz Arndt (sein „Geist derZeit“ 1806 begonnen), 
Schleiermacher u. a., sich durchdrungen hatten und nament¬ 
lich die jüngere Generation erfüllten; freilich fehlte es auch 
nicht an Einseitigkeiten und Uebertreibungen in dieser Pflege 
des vaterländischen Sinns, so bei Jahn, der 1811 den Turnplatz 
auf der Hasenheide in Berlin eröflhete. Der „Tugendbund“, 
der, 1808 in Königsberg gegründet, schon 31. Dezember 1809 
auf Wunsch des Königs sich auflöste, war hauptsächlich als 
Zeichen der Zeit und wegen des Eindrucks, den er auf die 
Franzosen machte, von einer gewissen Bedeutung gewesen. Eine 
That von bleibendem Wert für das deutsche Geistesleben und 
zugleich die für die Bedürfnisse der Zeit notwendige Ergänzung 
des patriotisch-sittlichen Gesichtspunkts durch die Wissenschaft 
war die von W. v. Humboldt angeregte Gründung der Ber¬ 
liner Universität, die im Herbst 1810 eröffnet wurde, kurz 
nachdem Königin Luise gestorben war (19. Juli 1810); das Ver¬ 
mächtnis, das sie ihrer Familie und ihrem Volk hinterliess, war 
die Pflicht der Wiederherstellung des Vaterlands. Zunächst frei¬ 
lich musste Preussen seinem Bezwinger Heeresfolge leisten. 
§ 111. Napoleons Krieg mit Russland. 
Die Vorbereitung des Kriegs. Napoleons Bündnis 
mit Bussland war von vornherein nicht bestandfähig, 
weil Napoleon niemals im Ernst gewillt war, die Vorherrschaft 
in Europa mit Alexander zu teilen. Dies zeigte sich besonders 
in dem Rückhalt, den die Türkei den russischen Absichten gegen¬ 
über an Frankreich fand, und in der Begünstigung des Gross-
	        
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