76 
liehen Prokuratoren evangelischer Stände: Württembergs, Strass- 
burgs und Kursachsens, in einer Kongregation. 
Fürstenverschwörung. Karl entfremdete sich durch die 
Gefangenhaltung und harte Behandlung Philipps, durch fort¬ 
gesetzte Verwendung spanischer Truppen im Reich, die ihrer 
Raubsucht und Ausschweifung vielfach masslos frönten, sowie 
von Fremden im Reichsdienst, was beides gegen seine Kapi¬ 
tulation verstiess, wie überhaupt durch rücksichtsloses Auftreten 
immer mehr auch die altgläubigen Fürsten, schliesslich auch durch 
hartnäckiges Betreiben der „spanischen Succession“ seinen Bruder 
Ferdinand. Karl wollte anfangs seinem Sohn Philipp (geb. 1522) 
auch die unmittelbare Nachfolge in der Kaiserwürde verschaffen; 
die Zusage, die Ferdinand März 1551 dazu gab, dass ihm Philipp, 
bis dahin Reichsvikar in Italien und römischer König, in der 
Kaiserwürde folgen, und diesem Ferdinands Sohn Max als 
römischer König zur Seite stehen solle, wurde durch den zähen 
Widerstand der Fürsten (auch der drei geistlichen Kurfürsten) 
wirkungslos gemacht. Auch hatte sich Ferdinands Hoffnung, 
Württemberg wieder zu erlangen, nicht erfüllt. Der Kurfürst 
Moritz, der die Stifter Magdeburg und Halberstadt nicht er¬ 
halten hatte, fühlte sich durch die Behandlung seines Schwieger¬ 
vaters persönlich gekränkt, durch die Abneigung des grössten 
Teils der Nation, insbesondere auch seiner Unterthanen be¬ 
droht; das autokratische Gebaren Karls war seinem ebenfalls 
herrschgierigen Wesen und Streben sehr zuwider; während er 
kaiserlichem Auftrag gemäss seit September 1550 Magdeburg 
belagerte, bereitete er umsichtig einen Schlag gegen 
den lange arglosen Kaiser vor. Ein Bündnis, das schon 
Februar 1550 Albrecht von Preussen, Hans von Küstrin, Johann 
Albrecht von Mecklenburg gegen gewaltsame Durchführung des 
Interims geschlossen hatten, schob er, nachdem er die jungen 
Landgrafen von Hessen gewonnen hatte, zur Seite und gewann 
zu einem von ihm geleiteten Bunde den Mecklenburger und an¬ 
fangs auch den Markgrafen Hans. Seine Verbündeten verpflich¬ 
teten sich ihm, wenn nötig, gegen die Ernestiner beizustehen. 
Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach, der 
vor allem Stifter und Reichsstädte zu brandschatzen, günstigen¬ 
falls zu annektieren gedachte, blieb ein selbständiger 
Bundesgenosse. Magdeburg ergab sich November 1551 
formell auf Gnade und Ungnade, aber insgeheim gestand Moritz 
der Stadt zu, dass er ihr gegenüber nur rein politische Reichs¬ 
beschlüsse durchführen werde, und Hess sich als Burggrafen und 
Schirmherrn anerkennen. Von England war trotz des entschiede¬ 
nen Protestantismus Eduards VI. keine Hilfe zu erwarten. Da-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.