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das unter Jnnocenz III. die Trennung Italiens von Deutschland herbeigeführt
hatte und jetzt unter Berufung auf die konstantinische Schenkung ein eigenes
Herrscherrecht über Italien beanspruchte.
«) Bis zum Tode Gregors IX. (Übergewicht des Kaisers.) Nachdem
Friedrich in Deutschland 1237 die Wahl seines Sohnes Konrad zum Könige
durchgesetzt hatte, begann er den lange vorbereiteten Kampf'). Mit den
deutschen Truppen vereinigte er an der Etsch die ober- und mittelitalischen
Aufgebote und ein saracenisches Heer; auf der r. Seite des Oglio bei Cor-
tenuö'oa besiegte er die Lombarden in einer entscheidenden Schlacht
(1237); bis auf wenige Städte war Friedrich darauf Herr der Lombardei,
die er durch besoldete Beamte neu zu ordnen begann. Sobald Gregor IX.
den Kirchenstaat von der staufischen Verwaltung in Ober- und Unteritalien rings
umfaßt sah, begann er zur Verteidigung seiner Unabhängigkeit rücksichtslos
den Kampf gegen den Kaiser; noch besonders war er dadurch gereizt, daß
Friedrich seinen natürlichen Sohn Enzio zum Könige von Sardinien er-
hoben hatte, wo eben erst die Herrschaft der Kirche zur Geltung gebracht
worden war; er schloß ein Bündnis mit Venedig und Genua und schleuderte
1239 den Bann gegen Friedrich. Dieser besetzte darauf Tuscien und
die päpstlichen Gebiete und vereinigte somit fast ganz Italien unter sich.
Der Bann blieb in Deutschland ohne Wirkung; geistliche wie weltliche Fürsten
\ hielten am Kaiser fest.
Eine Versöhnung der beiden höchsten Gewalten der Christenheit brachten
selbst die Gefahren nicht zustande, welche dem gesamten Abendlande von den
Mongolen drohten, die durch die osteuropäische Tiefebene bis Polen und
Ungarn vorgedrungen waren und deren Übermacht 1241 Heinrich IL von
Niederschlesien in der Schlacht bei Liegnitz (a. d. Katzbach, l. Nebenfl.
der Oder) erlag 2).
Kurze Zeit darauf schlug Enzio bei Elba eine genuesische Flotte,
welche eine große Anzahl Bischöfe zu einem allgemeinen Konzil nach Rom
hinführen sollte. Durch die Gefangennahme von mehr als 100 Prälaten ver¬
eitelte Friedrich das gegen ihn gerichtete Konzil. Verlassen und machtlos starb
Gregor IX. in demselben Jahre (1241).
ß) Bis zum Tode Friedrichs II. (Übergewicht des Papsttums). Fast
zwei Jahre blieb nach dem Tode Gregors IX. der Stuhl Petri infolge der
Uneinigkeit der Kardinäle unbesetzt3); dann ward Jnnocenz IV. gewählt
(1243—1254), ein Mann von bewundernswürdiger Herrscherkunst. Nachdem
die begonnenen Friedensunterhandlungen gescheitert waren, gingen dessen Ab-
sichten dahin, Friedrich durch das Verdammungsurteil eines allgemeinen
Konzils zu unterdrücken; in heimlicher Flucht verließ er 1244 auf genuesischen
Schiffen Italien und berief für 1245 ein Konzil nach Lyon, auf dem aber-
mals über den Kaiser die Exkommunikation ausgesprochen und derselbe
förmlich für abgesetzt erklärt ward.
Mit allen Mitteln, die ihm zu Gebote standen, führte nun der Papst
1) Den ersten Kämpfen (1236) waren noch einmal Unterhandlungen gefolgt, die er--
folglos blieben.
2) Die Gefahr ging glücklich vorüber, da die Mongolen auf die Kunde vom Tode de«
Großchans sich nach Asien zurückwandten.
3) Der auf Gregor IX. 1241 gewählte Cölestin IV. starb nach 17 Tagen.