Full text: Lehrbuch der Geschichte für die Ober-Secunda höherer Lehranstalten

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unreg elmäßi ge Zeitwörter; die erstern verändern ihren Stammlaut (besser 
Stammsilbe) während der Abwandlung; nicht'; — die letztem dagegen ver¬ 
ändern diese ihre Stammsilbe in der Regel in der erst vergangenen 
Zeit, oft aber auch im Mittelwort der Vergangenheit, in der 
Gegenwart und folglich auch in der befehlenden Art. (Siebe Tabelle.) 
3) Daß die Bildung der Zeiten sehr einfach ist, indem man in der Ge¬ 
genwart dem Stamm des regelmäßigen Zeitwortes blos die früher erwähnten 
Personal-Endungen e, st, t, en, et, en anbängt, in der erstvergangenen Zeit 
zwischen diese Personal-Endungen und den Stamm des regelmäßigen Zeit¬ 
wortes ein t setzt, für die zweit- und drittvergangene Zeit das Hilfszeitwort 
haben oder sein aus der Gegenwart und erstvergàngenen Zeit nimmt, und 
es mit dem Mtttelworte der Vergangenheit verbindet; für die künftige und 
vermischtkünftige Zeit'das Hilfszeitwort werden benützt, und es vor die 
unbestimmte Art der Gegenwart und der Vergangenheit setzt. Diese Regel 
für Bildung der Zeiten gilt natürlich nur von der gewissen Sprechweise; 
denn in der ungewissen Sprechweise bat sowohl das Hilfszeitwort als das 
selbstständige nach seiner Stamm- oder Wurzelsilbe daS die Ungewißheit be¬ 
zeichnende „e"; z. B. er habe, er hätte, er lobe, er lobete; er schreibe, er 
schriebe. 
4) Daß die Zeiten hinsichtlich ihrer Bildung in einfache und zusammen¬ 
gesetzte Zetten zerfallen, und daß zu den erstem die gegenwärtige und erft¬ 
vergangene und zu den letzter« die übrigen 4 Zetten gehören. (Die leidende 
Form ist immer zusammengesetzt). 
Gebrauch. 1) Das Zeitwort (abgewandelt) ist der wesentlichste Be¬ 
standtheil eines jeden Satzes, so daß also kein Satz denkbar ist ohne Zeitwort. 
2) Die unbestimmte Art des Zeitwortes (Grundform) ist seiner Natur 
nach mit dem Hauptworte verwandt eigentlich selbst Hauptwort (Nennform 
/ für die Handlung) und wird in vielen Fällen als solches gebraucht, z. B. 
Handeln ist nothwendig, das Handeln ist besser als das Reden. 
3) Bet dem Gebrauche der unbestimmten Art ist noch besonders zu 
merken, daß sie, die unbestimmte Art nämlich, theils ohne, theils mit vor¬ 
angehendem „zu" steht. Ohne „zu" steht sie als Gegenstand der Rede 
im Satze. (Seinem Feinde verzeihen ist edel); ferner: als Ergänzung nach 
den Art umschreibenden (sinnunvollständigen) Hilfszeitwörtern dürfen, 
können, mögen, müssen, sollen, wollen, lassen. (Ich darf 
hoffen, er soll verzeihen rc.) auch als Ztelg egenstand (regiert) nach den 
'Zeitwörtern: heißen, nennen, helfen, lehren, lernen, sehen, hören, fühlen, 
finden rc. (er hieß ihn gehen, ich hörte dich sprechen, du lehrst ihn 
folgen). 
Mit „zu" steht die unbestimmte Art z. B. so oft eine Absicht oder 
ein Zweck ausgedrückt wird. Er kam, mir zu sagen rc. Der Mensch ist 
erschaffen, umGottzu dienen. Ferner: als Zielergänzung nach regieren- 
denHaupt-, Eigenschafts-und Zeitwörtern. (Er hat Muth zu kämpfen; 
es ist schwer sich selbst zu kennen; ich wünsche dich zu sprechen.) 
Endlich auch als Gegenstand der Rede und als Aussage. Das Haus¬ 
wesen zu besorgen, geziemt der Mutter; die fleißige Hausfrau ist zu 
loben — soll gelobt werden = auch die „zu lobende" Hausfrau. 
Die Mittelwörter, sowohl das der Gegenwart als das der Ver¬ 
gangenheit, werden, wie schon oben gesagt, als Eigenschaftswörter 
(Beschaffenheitswörtcr) einverleibt und aussagend gebraucht, werden auch wie 
diese abgeändert und dienen vorzugsweise zur Abkürzung der Neben¬ 
sätze.
	        
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