Full text: Grundriß der Weltgeschichte für Gymnasien und Realschulen

Luxemburgische Kaiser. 135 
mehrten sich /auch die Raubschlö sser, da es adelige Sitte wurde, gegen 
dieselben zu kämpfen und wehrlose Kaufleute auf Heerstraßen und Müssen 
zu überfallen. 
Wenzel (1378—1400), Karls Sohn, ein jähzorniger und des- 
Mischer Herrscher, zog sich durch seine Unthätigkeit die Unzufriedenheit 
der deutschen Nation zu, während er sich in Böhmen durch Grau- 
famkeit und Willkür verhaßt machte. Auf Antrieb des Erzbischofs 
Johann von Mainz beschlossen darauf im Jahre 1400 die vier Kur¬ 
fürsten von Mainz, Köln, Trier und Pfalz die Abfetzung Wenzels 
zu Oberlahnstein, und wählten den Kurfürsten Ruprecht von der 
Pfalz zum Könige. Unter Wenzels Regierung hatten Räubereien 
und Fehden überhand genommen, daher die Einzelbündnisse der Für- 
sten, Städte und Landschaften in voller Blüthe standen. (Der große 
Städtekrieg in Schwaben führte 1389 die Auflösung des schwäbischen 
und rheinischen Städtebundes herbei.) Wenzel starb 1419. 
Ruprecht von der Pfalz (1400—1410) vermochte bei allem 
Muthe weder in Deutschland noch in Italien die Ruhe herzustellen. 
Da König Wenzel der Krone nicht entsagte, so erkannten viele Reichs- 
städte Ruprecht nicht als Kaiser an, und auch die Krönungsstadt 
Aachen verweigerte ihm den Einlaß, so daß seine Krönung in Köln 
erfolgte. Um die Kaiserkrone zu erlangen, zog Ruprecht 1401 über 
die Alpen, wurde aber vom Herzog Galeazzo Visconti von Mailand 
am Gardafee bei Brescia geschlagen und mußte nnverrichteter Sache 
wieder zurückkehren. In Deutschland trat er dann den Räubereien 
des hohen und Niedern Adels mit Kraft entgegen und zerstörte eine 
Menge Raubburgen. Gegen seinen Versuch, ein starkes Königthum 
herzustellen, traten viele Fürsten und Städte zum Marbacher Bünd- 
niß zusammen. Den Ausbruch des Krieges hinderte Ruprechts Tod 
(1410); er ward zu Heidelberg begraben. 
Sigismund (1410 — 1437), Wenzels Bruder, König von Un- 
garn (f. §. 100) und Kurfürst von Brandenburg, nach dem Tode 
feines Bruders auch König von Böhmen, begann feine Regierung 
unter großen Verwirrungen: im Reiche waren drei Kaiser (Jobst 
von Mähren starb jedoch schon 1411), in der Kirche drei Päpste. 
Während die Päpste zu Avignon residirten (1305—1378), hatten die 
Römer oft einen italienischen Papst verlangt. 1378 wurden zwei Päpste ge- 
wählt, von denen der eine zu Rom, der andere zu Avignon residirte. So ent- 
stand die Kirchenspaltung (Schisma) 1378—1417. Die Päpste verfluchten 
sich gegenseitig; endlich wurden beide auf dem von den Cardinälen zusammen- 
berufenen Concil zu Pisa (1409) abgesetzt und ein dritter erwählt, der aber 
auch nicht allgemein anerkannt wurde. Die Aufregung in der christlichen 
Welt war dadurch noch vermehrt worden, daß, wie fchon früher John 
Wykliffe zu Oxford (t 1384), fo nun Johann Huß zu Prag gegen die 
großen Mißbräuche in der Hierarchie und dem Mönchswesen auftrat. Vor 
allem erregte die fast allgemeine Unsittlichkeit der Geistlichen und die Er- 
Pressungen der Päpste Unwillen.
	        
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