Full text: Grundriß der Weltgeschichte für Gymnasien und Realschulen

136 Mittlere Geschichte. Vierter Abschnitt. 
Auf der Kirchenversammlung zu Kon stanz (1414 — 1418) 
wurde Gregor XII. zur Abdankung bewogen, Benedict XIII. und 
Johann XXIII. abgesetzt; doch kam die beabsichtigte Reformation an 
Haupt und Gliedern nicht zu Stande, da man sogleich zur Wahl 
eines neuen Papstes (Martins V.) schritt. Nur der Grundsatz wurde 
ausgestellt, daß der Papst unter- einem allgemeinen Concil stehe. 
Zugleich wurde Johann Huß verhört, und, da er nicht widerrufen 
wollte, ungeachtet des kaiserlichen Geleits 1415 als Ketzer verbrannt, 
bald darauf auch sein Freund Hieronymus von Prag. Seine 
hierüber erbitterten Anhänger erregten beim Tode Wenzels die Huf- 
sitenkriege (1419—1434), siegten (1420) unter Ziska über Sigis- 
mund bei Prag und bei Deutsch-Brod, schlugen auch nach Ziskas 
Tode unter den beiden Procopen die kaiserlichen Heere zurück, ver- 
wüsteten die Nachbarländer und wurden erst unterworfen, als ihnen 
vom Baseler Concil (1431 — 1448) der Kelch beim Abendmahle ge- 
stattet und die sanatischen Taboriten durch die gemäßigten Calixtiner 
oder Utraquisten (1434) bei Böhmisch-Brod besiegt wurden. 
Sigismund gab 1415 Brandenburg an Friedrich von Hohen- 
zoll er n (f. §. 102), und 1423 Kursachsen (Wittenberg) an Fried- 
rich den Streitbaren von Meißen. Indem er endlich seine 
Tochter Elisabeth Albrecht von O est reich zur Frau gab, ver- 
machte er zugleich dem Habsburgischen Hause die Ansprüche auf 
Böhmen und Ungarn und legte die Wahl seines Schwiegersohns zum 
deutschen Kaiser nahe. So hob Kaiser Sigismund drei blühende 
Herrscherhäuser empor, die sür Deutschlands Zukunft von der höchsten 
Bedeutung wurden. 
§. 83. 
Deutschland unter östreichischen Kaisern. 1438 — 1806. Eroberung 
Constantinopels durch die Türken. 14-53. 
Mit Albrecht II. von Oestreich (1438— 1439), Sigismunds 
Schwiegersohn, der auch Böhmen und Ungarn erbte, kam das Haus 
Oestreich auf den Kaiserthron. Bei diesem Hause ist die Kaiserwürde 
bis zu ihrem Erlöschen (1806) geblieben. Er starb inmitten vieler 
Entwürse plötzlich auf einem Feldzuge gegen die Türken bei Gran, 
1439. 
Friedrich III. (1439 -1493), Albrechts Vetter, konnte sich 
weder im Reich, noch in seinen Erblanden Ansehn verschaffen. Er 
mußte Matthias Corvinus als König von Ungarn und Georg 
Podiebrad als König von Böhmen anerkennen, während die Tür- 
ken Ungarn und Deutschland beunruhigten. Er war ein Herrscher 
ohne Thatkrast, der das Reich schwer schädigte und nur sür die Größe 
seines eigenen Hauses eifrig sorgte. 
Die osmanischen Türken. Nach der Zerstörung des Seldschuckenreichs 
durch die Mongolen (s. §§. 58, 73) hatten neue türkische Stämme unter 
Osman ums Jahr 1300 ein unabhängiges Reich in Klein-Asien gegründet.
	        
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